Mir sin halt doch irjendwie Deutsche, wa!

Die neue Staffel: Japan-shortys!
"Konbanwa minna-san! Watashi no namae wa Miriya desu! Yoroshiku onegaishimasu!"
Ich verbeuge mich. Die gefühlt 50 Shorties vor mir klatschen. Von hinten tönt: "Sie hat gesagt, >Guten Abend. Ich heiße Mirja.< und dann so was wie >Bitte seid nett zu mir.<"
Ich spüre wie mir das Blut in die Wangen schießt und suche mit den Augen die hintere Reihe ab. Die Japan-Fraktion ist kaum zu übersehen. Wenn ich in diese Gesichter sehe komme ich mir zum einen steinalt und zum anderen wie in einer neuen Staffel vor, in der plötzlich die Hauptcharaktere ausgetauscht wurden.
Mein Herz fängt an zu rasen als ich mit meiner Präsentation über mein Jahr in Japan anfange, aber ich merke wie mich Gott durch die Folien trägt. So viel Spaß an einer Präsentation hatte ich noch nie.


Seit fast 6 Wochen bin ich inzwischen wieder in Deutschland. Viel ist passiert. So viel, dass ich kaum Zeit gefunden habe hier weiter zu schreiben, aber ich kann eure schlimmsten Erwartungen bestätigen: Ich lebe noch. ;)
Nach einem anstrengenden, aber mehr als interessanten Flug, kamen wir schließlich in Frankfurt an. Aaron flog weiter nach Hannover und wir anderen warteten auf unser Gepäck, das aber leider erst gar nicht und dann nicht vollständig kam, bis uns ein netter Herr darauf hinwies, das unsere beiden Kartons schon seid einer halben Stunde 10 Meter weiter links auf uns warteten. *facepalm* ^^

Endlich mit Sack und Pack beladen kamen wir dann aus den Gates raus, allerdings aus einem anderen, als unsere Familien erwartet hatten und konnten sie dann von hinten überraschen. Es war der Wahnsinn all diese vertrauten Gesichter wieder live vor sich zu sehen!

Die ersten Tage waren vollgepackt mit Geburtstagsfeiern, Rückkehrfeiern und sonstigen Feiern in unserem Garten (meine Familie feiert seeeehr gerne).
Beim internationalen Gottesdienst
Von Montag bis Freitag der folgenden Woche waren wir Shortys wieder vereint bei den Re-entry Seminaren der GVS in Friolzheim. Es waren tolle 5 Tage, aber definitiv viel zu kurz um ein komplettes Jahr zu reflektieren, aus welchem man gerade erst zurück gekommen ist.
Aber es war klasse so viele verschiedene Geschichten von überall auf der Welt zu hören und zu merken was Gott Großes tun kann, aber auch bei schmerzhaften Erlebnissen mitzutrauern.

Manchmal habe ich das Gefühl, wenn man mit Leuten redet, die im Ausland waren, kommt ein einziger Strom der Euphorie und der Liebe zu diesem Land und Gottes unglaublichen Taten aus ihnen heraus geflossen und das setzte mich in Japan unglaublich unter Druck, weil ich das Gefühl hatte: Jeder andere hatte eine super tolle Zeit, aber ich hab das hier voll verbockt.
Dann aber heraus zu finden, dass auch andere eine schwere Zeit hatten ist natürlich schade, aber eigentlich ist es das Natürlichste der Welt und es hat mir irgendwie Mut gemacht.

Nur durch harte Zeiten können wir stärker werden und gerade dann stellt sich unser Glaube auf die Probe. Es ist oft nicht leicht, aber häufig stimmt: "was dich nicht umbringt macht dich stärker!"
2. Tag: Rückkehr-Party
Ich hatte viele Durststrecken während dieses Jahres und mein Glaube wurde auf einige Proben gestellt. Es ist nicht alles toll an Japan. Die Politik und Gesellschaft krankt an vielen Stellen an ihrem Mangel von Glauben an Jesus und ich kann sagen: Es MACHT einen Unterschied ob ein Land christlich geprägt ist, oder nicht!
Auch in dem Jahr gibt es manche Dinge, die ich im Rückblick anders machen würde, aber trotzdem glaube ich, das dieses Jahr einen unglaublichen Beitrag geleistet hat, in meinem, aber auch in dem Leben der Leute, denen ich begegnet bin.
Ich durfte so viel Segen, und Bewahrung auf meinen Reisen erfahren, habe wahnsinnig tolle Freunde gefunden und manche auf dem Weg zu Jesus begleiten dürfen. Ich durfte Japan nochmal auf eine Weise kennen lernen, die man vielleicht verpasst, wenn man nur mal zum Urlaub vorbei schaut (Was nichts schlechtes ist: meine Schwester schwärmt noch heute von Japan) und vor allem durfte ich sehen, wie sich das Leben der Menschen so positiv verändert hat, dass es ein Wunder ist.

Blick vom Ölberg auf den Rhein
Ich bin einfach unglaublich dankbar für alles was ich in diesem Jahr von Gott und den Menschen dort und hier geschenkt bekommen habe und gerade in der letzten Woche fallen mir viele Dinge ein, die ich so sehr an Japan geliebt habe...
Ich vermisse das Gefühl, das ich hatte, wenn ich morgens zur Ai Hope Church gefahren bin.
Ich vermisse die Reisfelder und den Fluss an dem ich immer lang gejoggt bin.
Ich vermisse die Schwüle und das Schiebefenster in meinem alten Zimmer.
Ich vermisse die Mittwochabende und das Kochen mit Sayuri, die Leute, die zur Bible Study kommen und wie sie staunend vor Yutarou sitzen, während er den Kaffee braut.

Aber es ist gut Zuhause zu sein, denn...
Fourever <3
Ich liebe es, wenn meine deutschen Freunde mir bei der Begrüßung um den Hals fallen und wenn auf der Straße wildfremde Leute mit einem Lachen meinen Gruß erwidern.
Ich liebe es meine Familie in den Arm zu nehmen (Ich hatte eine wahnsinnige Umarmungs-Sehnsucht, als ich zurück kam) und einfach bei meinen Freunden im Wohnzimmer zu chillen.
Ich liebe deutsches Essen und ich liebe es, dass die Sonne so ewig lange braucht bis sie endlich unter gegangen ist.
Ich liebe den Geruch von warmen Nadeln auf dem Waldboden und die Tatsache, dass ich bis ins Grüne nur 5 Schritte brauche.

Ich will an dieser Stelle  um Entschuldigung bitten für die Fehler und die Verletzungen, die von mir verursacht wurden. Ich will, dass mir und den Leuten, der Ai Hope Church, dieses Jahr als das gesegnete und schöne Jahr in Erinnerung bleibt, das es in so vielen Momenten war.
Wir dürfen wissen, dass wir jederzeit zu Gott kommen können, mit dem was uns verletzt hat und was wir mit uns schleppen. Es ist nicht zu schwer für ihn. Er kann und wird es nehmen und wir sollten im Meer seine Vergebung nicht mehr danach fischen. ;)
Ich gebe dieses Jahr und die Japaner an Gott ab.

Befiel dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn,
er wird's wohl machen.

Psalm 37,5

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