いらっしゃいませ~・ Herzlich Willkommen ・ Der Tag an dem ich eine Küche unter Wasser setzte

"Und diese Sachen müssen nach oben geräumt werden, damit sie nicht nass werden." Bei diesen Worten zeigt Mari-chan auf die Schüsseln und Pfannen, die sich unter dem Gasherd stapeln. Zumindest glaube ich, dass sie das gesagt hat. Ich kann mir da immer noch nicht ganz sicher sein, denn technisch gesehen habe ich nicht viel mehr als das Wort 水 (みず, Wasser) verstanden und die Möglichkeiten der Auslegung sind auch im Japanischen recht vielfältig. Zeitgleich fragt sich mein Gehirn, wo um alles in der Welt hier Wasser in die Küche kommen soll. Die vergangenen Tage waren zwar voll mit Bildern aus dem Fernsehen, die gezeigt haben wie große Flächen Japans durch den Taifun komplett überschwemmt wurden und sogar ganze Häuser mitgerissen wurden. Aber Kyoto war weder betroffen, noch würde ich spontan davon ausgehen, dass ausgerechnet dieses Restaurant in der Mitte von Kyoto plötzlich von einer Flutwelle überrascht wird. Mari-chan löst das Rätsel für mich auf, indem sie vor meinen Augen zwei riesige Bottiche mit Wasser füllt und damit in eine Ecke der kleinen Küche geht. Ich ahne was sie vorhat und ich kann es doch nicht so ganz glauben. Mit einem lockeren Schwung schickt sie gut 4 Liter Wasser unter den Kühlschrank und ich sehe mit großen Augen (und vermutlich offenem Mund) dabei zu, wie sich das Wasser in der ganzen Küche ausbreitet, aber Mari-chan grinst nur. "So machst du das jetzt auch." Und damit habe ich den nächsten Bottich in der Hand und mache mich daran, diese Küche unter Wasser zu setzen. 

Das gemeinsame Essen nach der Arbeit
Diese kleine Geschichte hat sich vor gut zwei Wochen zugetragen, als ich meinen ersten Arbeitstag in dem kleinen japanischen Restaurant Yukari hatte. Ich glaube keiner war so überrascht wie ich, als ich diesen Job tatsächlich bekommen habe. Ich meine, welcher Chef ist so verrückt, eine Deutsche anzustellen, die nur gebrochen Japanisch spricht und weder das Menü lesen kann, noch die Befehle versteht, die pausenlos durch die Küche gerufen werden. Aber hey! Hier bin ich nun. Und Gott sei Dank ist nicht nur mein Chef super nett, sondern auch die anderen Bedienungen sind eine riesige Hilfe und die Gäste sind super freundlich, interessiert und geduldig mit mir. Inzwischen liegen bereits drei Arbeitstage hinter mir und ich finde mich langsam ins System ein. Das Menü ist ein einziges Rätsel für mich (als ich es das erste Mal in der Hand hielt wusste ich nicht mal, wie rum ich es halten sollte xD), aber mein Gastvater war so nett und hat es in stundenlanger Arbeit für mich übersetzt und meine Mission wird es nun sein, diese Delikatessen, für die es in Deutsch teilweise nicht einmal ein Wort gibt, auswendig zu lernen. 

Beim Jidai-Matsuri, eins der
drei wichtigsten Feste in Kyoto
Einer der Gründe, warum ich wieder nach Japan wollte und das für längere Zeit, war der, dass ich gerade in der Zeit meines Studiums gemerkt habe, wie oft ich (häufig unbewusst) davon ausgegangen bin, dass die deutsche Art zu denken, zu leben und zu glauben, die einzig richtige Art ist. Und dass ich eigentlich gar nicht so richtig weiß, was es bedeutet, von den Japanern zu lernen. Egal ob in der Gemeinde, in der Schule, auf der Arbeit oder Zuhause. Ich bin gerade in jedem Bereich am lernen. Und ich merke, dass es mir nicht immer leicht fällt, mich unterzuordnen, meine Vorstellungen beiseite zu lassen und die Dinge so zu tun, wie es von mir erwartet wird. Mein Gebet während dieser Zeit ist, dass ich es aushalte, mich nicht beweisen zu müssen. Ich bin gut in der Schule, aber ich will nicht gegen die anderen Schüler konkurrieren. Ich habe Theologie studiert, aber in der Gemeinde bin ich eine von vielen und ich möchte davon lernen, wie die Pastoren hier ihre Arbeit machen. Die Erfahrungen, die ich hier machen darf sind einzigartig (wer hat schon mal die Möglichkeit um ein Uhr nachts eine Restaurantküche zu fluten?) und die Menschen sind es ebenfalls. 
Auf dem Nachhauseweg von der Schule

Wie häufig merke ich, dass ich Angst davor habe, etwas nicht zu wissen. Vor jedem Arbeitstermin schlottern mir die Knie. Aber wenn ich eines lerne, dann ist es "zu lernen". Und leider oder Gott sei Dank hört dieses Lernen nicht auf. Wie dankbar bin ich dafür, dass ich lernen darf. Dass man nicht von mir erwartet, alles auf Anhieb zu können. Wie dankbar bin ich dafür, dass Gott das nicht von mir erwartet. Stolz ist ein schlechter Lehrer. Das meiste lerne ich, wenn ich zugebe, wenn ich etwas nicht verstehe oder weiß. Und dann gebe ich auch anderen Menschen, eine Chance etwas zu teilen und mir die Möglichkeit weiter zu wachsen. 

Und damit auch ihr etwas lernen könnt: 
Hier ein kleiner Exkurs - Japanisch <3

こんにちは。 Konnichiwa. - Guten Tag.
はじめまして。Hajimemashte. - Darf ich mich vorstellen.
わたしのなまえは・・です。Watashi no namae wa .. desu. - Ich heiße ... .
よろしくおねがいします。Yoroshiku onegaishimasu. - Es freut mich Sie kennen zu lernen (oder besser: Passen Sie gut auf mich auf. ^^)
ありがちおうございます。Arigatou gozaimasu. - Vielen Dank.
ゆかりふうピザをひとつおねがいします。Yukari fuu piza wo hitotsu onegaishimasu. - Ich hätte gerne einmal die Special Yukari Pizza. ^^

"Dieses Menü lesen können" steht ab sofort auf meiner Bucket-list


#Make it right

Can I make it right?
Who is there for me when I cry?
Because I'm so afraid that you will leave my side, just as soon as you came to me.
Was it a blessing or just a let down?

I wish I could make it right.
Be right, talk right, love right.
But with every word that leaves my mouth I just feel like I'm losing you.

Can I make it right?
But what if I don't -

But what if I don't have to?
Sometimes I forget that it is not because of me.
That He is right and that He will make it right.

I'm not alone. I am loved.
For a moment I had forgotten.
What it means to be your child.

Jesus. 
Take this heart and make it yours.
You make it right.

#Machesrichtig

Kann ich es richtig machen? Wer ist für mich da, wenn ich weine? Denn ich habe solche Angst, dass du mich so schnell verlässt, wie du gekommen bist. War es ein Segen oder nur eine Enttäuschung?
Ich wünschte, ich könnte es richtig machen. Richtig sein, richtig reden, richtig lieben. Aber mit jedem Wort, das meinen Mund verlässt, habe ich das Gefühl, dass ich dich ein Stückchen mehr verliere. 
Kann ich es richtig machen? Aber was, wenn ich es nicht - 
Aber was, wenn ich es nicht muss? Manchmal vergesse ich, dass es hier nicht an mir hängt. Dass Er derjenige ist, der richtig ist und es richtig macht. 
Ich bin nicht allein. Ich bin geliebt. 
Einen Moment hatte ich es vergessen. Was es bedeutet, dein Kind zu sein. 
Jesus. Nimm dieses Herz. Mach es zu deinem. Du machst es richtig.

Für mehr Bilder von Behind the Scenes könnt ihr mir gerne auf instagram folgen. ^^ https://www.instagram.com/green_mirja/

Kommentare

  1. Was bist du nur für eine mutige Frau! Ich bin so stolz auf dich! Und wie gut,dass du die Lektion des "nicht richtig machen müssen" jetzt schon lernst. Ich buchstabiere mich auch da durch. Aber darin liegt Freiheit! Ich habe dich so lieb!

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