Hat dir nicht der HERR, der Gott Israels, geboten: Geh hin und zieh auf den Berg Tabor... Richter 4,6

"Hey! Wie geht's dir? ... Müde? Ja das kann ich verstehen. Wie war denn die Veranstaltung? ... Gut? Ach, das ist schön zu hören. Worum ging es denn?....Ah, ok. Verstehe: Lobpreis und Gebetsstation. Was fandest du so am besten bisher?... Die Seminare. Wo warst du drin? ... Ziemlich cooler Dozent. Davon haben wir hier ne ganze Menge! Achso Matthias, ja der ist echt cool...."

Beim Quartierdienst während dem Jugendtreffen +
So oder so ähnlich liefen die Gespräche ab, die ich in den letzten Stunden geführt habe. In Tabor ist Jugendtreffenzeit und das bedeutet: 700-800 Teens und ihre Jugendpastoren springen ein Wochenende über das Gelände. Es gibt Workshops, Seminare, Vorträge, Konzerte und so geniale Sachen wie Cafeteria, Büchertisch und der legendäre INFO-STAND!!! (Dreimal dürft ihr raten, wo ich eingeteilt war^^).
Im Voraus lies meine Motivation doch seehr zu wünschen übrig. Ich bin irgendwie immer davon ausgegangen, dass ich Kinder nicht mag und mit Teens nicht zurechtkomme. Umso erstaunter war ich dann in den vergangenen Tagen, was wir für einen genialen Gott haben, der nicht nur mega coole Menschen geschaffen hat, die ich haufenweise kennen lernen durfte, sondern der auch mein Herz so krass verändern kann, dass ich sogar länger geblieben bin, als meine Schicht verlangt hat, einfach weil ich so ein cooles Gespräch mit einem Jungen am Stand hatte.

Blick auf den Gutshof der Fleckenbühler
Aber jetzt mal echt: Was mach ich hier eigentlich in Tabor? Die ganze Zeit nur feiern?
Das sei ferne! (Na? Wer hats geschrieben?)
Nach 2 Monaten auf dem Heiligen Berg hat sich so etwas wie ein Alltag eingeschliffen:
Morgens um 7 Uhr aufstehen. Stille Zeit machen und dann um 7:30 Uhr im Speisesaal meine Cornflakes knuspern und mein neues Lieblingsgetränk: Schwarzer Tee mit Milch aus einer der Müslischüsseln schlürfen. (Diese Tassen sind halt einfach zu klein!)
Dann fängt in aller Regel um 8:10 der Unterricht an oder Montag die 6 Stunden Arbeit im Minijob (da Montag der freie Tag ist und ich dann für den Rest der Woche keine Arbeit mehr tun muss).
Dienstags fängt es an mit der Griechisch-Kleingruppe. Ein Student aus dem vierten Jahr gibt uns so eine Art Nachhilfe: Hausaufgaben kontrollieren, Fragen klären, die aufgekommen sind und den Stoff durch Referate und Diskussionen vertiefen.
Neko-chan <3
Danach geht es weiter mit Einführung ins Neue Testament: In diesem Modul bekommen wir einen groben bis genauen Überblick darüber, worum es in den Büchern des Neuen Testamentes eigentlich geht, wer die Verfasser waren (wenn man das denn sagen kann), in welchem historischen Kontext eine Situation zu verstehen ist und wie zum Beispiel so ein Paulus-Brief stilistisch aufgebaut ist.
Ich habe schon vor einer Woche einen neuen Hefter anfangen müssen, weil der alte nicht mehr so viele Blätter halten konnte wie nötig waren. 
Nach dem Mittagessen um 12:30 geht es dann weiter mit TSL (Theologie studieren lernen): Ein Modul das wir zweigeteilt haben: Dienstags geht es vor allem um die innere Einstellung, Reflektion, und geistliches Leben. So waren wir im Rahmen dieses Moduls schon auf zwei Exkursionen: Die erste zum Mutterhaus Hebron der Diakonissen des DGD in Marburg-Werda und auf dem Gutshof der Fleckenbühler, eine Lebensgemeinschaft von ehemaligen Süchtigen, die wie eine große Selbsthilfegruppe funktionieren, miteinander leben, arbeiten und die Sucht bekämpfen. Beide Besuche waren unglaublich interessant und ich war gerade von den Fleckenbühlern positiv überrascht, weil die ganze Atmosphäre voller Wärme und Freundlichkeit war. So wie man sich das bei Christen auch manchmal wünscht.
Mein Stundenplan 
Donnerstags geht es wiederum hauptsächlich um die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens: Wie lerne ich das lernen? Wie schreibe ich eine Seminararbeit nach Tabor-Maßstäben? Wie funktioniert die Marburger Uni-Bibliothek?

Mittwochs gibt es immer ein paar Besonderheiten: 1. Die gemeinsame Andacht in der 5. Stunde. Da kommen dann alle (!) Taborstudenten und Dozenten zusammen um zu beten, Lobpreis zu machen und eine kurze Andacht zu hören. Dann folgt das gemeinsame Mittagessen, das sehr gerne zum Verkünden jeglicher frohen (und schlechten) Botschaften genutzt werden kann. (Beziehungsstatus, Andere Umstände, etc.)
2. Alle zwei Wochen findet nachmittags für einige aus dem ersten und zweiten Jahr dann eine 4 Stündige Sitzung "Journalismus&Medien" statt. Mit einem Journalisten als Dozent lernen wir fleißig wie diese Welt der Information funktioniert und was so wichtig ist, wenn man Berichte verfasst.

Beim Büchertisch
Auch Freitags gibt es die 3. Stunde, die zu erwähnen wäre: Koino. Ich erkläre das Prinzip der Koinos immer gerne Anhand von Harry Potter, nur dass es in unserem Fall nicht nur 4 "Häuser" gibt.
Koinonia ist das griechische Wort für Gemeinschaft und letztlich ist es auch genau das: Gemeinschaft mit den Dozenten und den Studenten aus anderen Jahrgängen, gemeinsame Dienstagabende und Freitagmorgende. Gebet, Lobpreis, aber auch einfach gemeinsames Frühstück, mal in eine Bar in der Oberstadt gehen, Poetry-Slam. Hauptsache: zusammen!

Was noch zentral für das Leben in Tabor und im Wohnheim ist: Dienste. Als christliche Lebensgemeinschaft wäre es ziemlich am Vorbild vorbei gelebt, würden wir uns von vorne bis hinten nur bedienen lassen. Dann gibt es dann halt auch mal Dienste wie: Spüldienst, Speisesaaldienst, Empfang (Rezeption), Postdienst und einigen mehr. Die Idee dahinter ist, einen kleinen Teil seiner Zeit für die anderen zu schenken indem man gewisse Arbeiten übernimmt ohne dafür Gegenleistung in Form von Geld oder anderen Materialien zu erwarten.
Ein sehr schönes Beispiel dafür ist der Nachtempfang für den ich in der vergangenen Woche verantwortlich war. Das bedeutet: Abends von 21:30-22:00 am Empfang sitzen, dann alles gut verriegeln und ausschalten, bevor man dann mit Bereitschaftstelefon und Informationszeug ins Wohnheim umzieht. Man sollte jederzeit für einen Notfall zu erreichen sein. Dann morgens um 6:45 wieder auf der Matte stehen und alles für den kommenden Tag vorbereiten. Zum Glück waren die vergangenen Nächte so ruhig, dass ich einfach durch schlafen konnte, aber Zeit kostet es trotz allem.
Mit 25 Mädels in der Halle

Morgen ist es soweit: Die Jugendtreffen sind dann vorbei. (Jugendtreffen Plus: 6-8.11; Jugendtreffen: 13.-15.11). Die Jugendlichen verteilen sich wieder über ganz Deutschland und in Tabor kehrt wieder so etwas wie Ordnung ein. 

Ich schaue mir heute die Gesichter der Teens an mit denen ich geredet habe und mir wird klar: Das ist die nächste Generation Christen. Das ist nicht irgendwer: Die sind Familie.
Und irgendwie spüre ich was ich heute morgen bei der Losung noch nicht so ganz erfasst habe:



Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!
Psalm 10
0,2
Was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.
1. Korinther 10,31
Wir sind alle Saiten im Konzert der Freude Gottes.
Jakob Böhme



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