Das Gleichnis vom unbarmherzigen Samariter

Grund dankbar zu sein: Freunde von fern und ferner <3
2016. Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende zu.
Der Countdown läuft und es stehen nur noch wenige Stunden zwischen uns und 2017.
Leider wird mit dem Sprung von der 6 zur 7 in unserer Zeitrechnung kein Update mit der Welt vorgenommen. So eine Verbesserung, wo es keine Armut, keinen Krieg, herzensgute Politiker und dienende Wirtschaftsbosse gibt. Leider nehmen wir auch dieses Mal alle Altlasten von 2016 mit ins Neue Jahr.
Mit dem neuen Jahr sind immer Hoffnungen und Wünsche verbunden, was sich natürlich auch in unseren Vorsätzen manifestiert. Man kann natürlich zu jeder Zeit im Jahr Vorsätze treffen, aber auch mir geht es so: Am Anfang von etwas geht es leichter oder zumindest mit mehr Motivation. (Ich beginne Diäten aus Prinzip also immer Montags). ;)

Persönlich war das vergangene Jahr mal wieder von vielen Hoch- und Tiefpunkten bzw. -phasen gezeichnet. Mit Erfolg habe ich im vergangenen Sommer mein 2. Semester beendet und konnte nach dem Sommerpraktikum und einem Vater-Tochter- Urlaub in Israel ins 3. Semester starten.
Grund dankbar zu sein: Traurig sein können.
Allerdings verlief gerade dieses Semester nicht so wie ich es mir ausgemalt hatte.
Die emotionale Achterbahn in der ich zwar regelmäßig, aber auch nur für begrenzte Zeit sitze, schien im letzten halben Jahr ein paar Ehrenrunden zu drehen.
Aber im Rückblick sehe ich gerade in diesen Zeiten einen enormen Wachstum meiner Person und meiner Beziehung zu Gott. (Ich vermute auch hier einen Zusammenhang ;) .) Immer wieder durfte ich während dieser Zeit Gottes Reden erleben und seinen Zuspruch in meiner Resignation.
Er hat mir Freundinnen und Freunde an die Seite gestellt, ohne die ich während dieser Zeit vermutlich wirklich verzweifelt wäre. Und ich durfte wieder erkennen, dass Gott nicht der Ankläger, sondern mein Verteidiger und Befreier ist.
"Wo der Geist ist, da ist Freiheit. Wo der Geist ist ist keine Furcht." 
Diesen Satz würde ich als meine Überschrift über dieses Jahr 2016 stellen.

Das Jahr, das Papst Franziskus als "Jahr der Barmherzigkeit" ausgerufen hatte (8. Dez 2015 - 20.Nov.2016) ist allerdings in globaler Hinsicht weit hinter meinen Vorstellungen von Barmherzigkeit zurück geblieben. Gewalt, Hass, Nationalismus. Kein Land schien davon verschont geblieben zu sein. Ein Gespräch mit einer japanischen Freundin hat das für die andere Seite der Weltkugel auch nur bestätigt.

Vor ein paar Tagen habe ich zufällig einen Artikel über die Ablehnung der Einladung zum Parlamentarischen Abend der evangelischen und katholischen Kirche durch die AfD gelesen.
Ein Satz, der mich hierbei besonders schockiert hat war der Auspruch des AfD-Abgeordneten Steffen Königer:
Jesus wäre heute mehr in der AfD als in irgendeiner anderen Partei beheimatet.
Weiter heißt es:
Der AfD-Abgeordnete Steffen Königer ergänzte, Jesus sei kein Flüchtling gewesen - wie zur Weihnachtszeit häufig behauptet werde-, sondern ein Dissident der gegen die Mächtigen seiner Zeit gestanden habe.
 http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1537369/ 31.12.16, 11:14

Dieser Satz hat mich zunächst einfach nur sprachlos gemacht. Von welchem Jesus spricht Steffen Königer? Den Jesus von Nazareth scheint er ja nicht zu meinen, oder habe ich nur einfach die falsche Bibel gelesen? Steht in der Bibel von Steffen Königer etwas anderes als in meiner? Wie sieht das Gleichnis vom barmherzigen Samarither in der AfD-Version aus?

Ein kleiner Versuch: (Achtung Satire!)

Das Gleichnis vom unbarmherzigen Samariter

Und siehe, da stand ein AfD-Politiker auf, versuchte ihn und sprach: "Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?" Er aber sprach zu ihm: "Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?" Er antwortete und sprach: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, und von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst."
Er aber sprach zu ihm: "Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du in Sicherheit leben." Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: "Wer ist denn mein Nächster?" Da antwortete ihm Jesus und sprach: "Es war ein Mensch, der floh von Syrien hinauf nach Deutschland, weil er unter die Räuber gefallen war, die verfolgten seine Familie und andere knöpften ihm alles Geld ab, das er hatte. Sie schlugen ihn und wollten ihm den Weg abschneiden. Es traf sich aber, dass Menschen aufmerksam wurden auf das Leid und sich für den Mann einsetzen. Aber so sollst du es nicht machen, denn so konnte er schließlich doch nach Deutschland kommen. Desgleichen auch ein Sozial Arbeiter: Er arbeitete viele Stunden um den Mann mit Kleidung und einem Dach über dem Kopf zu versorgen, aber auch so sollst du nicht handeln, denn dann könnten noch mehr unter die Räuber gefallenen nach Deutschland kommen und Deutschland ist nun wirklich kein Krankenhaus für die Welt. Ein Rechter aber, der gerade auf dem Weg zu einer Demo war, kam dahin und als er ihn sah, wurde er richtig wütend. Er ging zu ihm, goß Benzin über das Flüchtlingsheim und und schlug nochmal auf ihn ein und forderte dann die Abschiebung des Mannes.
Am nächsten Tag vergewisserte er sich, dass das Flüchtlingsheim auch gut Feuer gefangen hatte und zog zufrieden von dannen, sich gewiss die Sicherheit in Deutschland gewährleistet zu haben.
Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?

Ein Grund dankbar zu sein:
Schon mal ein Blatt angeschaut? ;)
Ich bin doch ganz froh darüber, dass ich mir dieses Gleichnis nur ausgedacht habe und Jesus nie solche Dinge vertreten hat. Stattdessen ist die Bibel voll von Gottes Wunsch, dass alle Menschen und Völker Segen erfahren und Segen für andere sind. 
Angefangen von Abraham den Gott beruft durch seinen Segen ein Segen für alle "Geschlechter der Erde" zu werden. (1. Mose 12,2) und im Neuen Testament unter anderem im Galaterbrief: "auf dass der Segen Abrahams zu den Heiden komme durch Christus Jesus" (Gal 3,14).
(weitere Stellen: 1. Mose 18,18, 1. Mose 22,18, 1. Mose 26,4) 
Im Unterricht haben wir vor kurzem Hesekiel 47 interaktiv bearbeitet und ich war schlichtweg geplättet. Ich habe aus diesem Text so eine unbändige Liebe von Gott zu den Menschen gespürt, dass es mein Herz wirklich zum Hüpfen gebracht hat. 

Vor kurzem haben wir im Hauskreis über die 10 Gebote und zuletzt das Thema "Töten" oder "Wann ist Gewalt gerechtfertigt?" behandelt, in dem ich die Frage aufgebracht habe: "Gibt es eine Situation in der Gewalt gut ist?" Die Menschen sehnen sich nach Sicherheit. Frieden. Aber wie kommen wir dahin? Was tun wir mit Menschen, die uns Böses tun? Und wieder kommt meine Frage auf: "Steht in anderen Bibeln etwas anderes drin als in meiner?" Ich bin mir sehr sicher, dass in meiner Bibel nicht steht: "Und wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, dann hau ihm aber so richtig auf die Nase." Oder: "Liebt eure Feinde, es sei denn sie sind (Feindbild einfügen)."
Nix, wenn. Nix, aber. 
"Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt." (1. Petrus 3,9)
Jefferson Bethke hat mal in einer Predigt während des Willow Creek Jugendkongresses 2013 gesagt, dass wir häufig der Meinung sind, alles ist unfair und wir würden nicht gerecht behandelt werden. Und er sagt: Ja, das stimmt. Nach unserer Vorstellung ist Gott total ungerecht. Weil er uns liebt. 
Keiner von uns hat diese Ungerechtigkeit, diese Liebe verdient. Nicht Deutscher. Nicht Syrer. Nicht Banker. Nicht Obdachloser. Nicht Christ. Nicht Muslim. Nicht sonstewer. Gott ist ungerecht barmherzig. Und das ist vermutlich die beste Nachricht, die wir uns wünschen können. 
Es ist keine Woche her, da haben wir Gottes Ungerechtigkeit gefeiert. 
Weihnachten ist der Moment als Gott die Erde küsste. 

Ich wünsche euch, dass ihr mit dieser Gewissheit von Gottes krasser Liebe ins Neue Jahr gehen könnt.

Wo sein Geist ist, da ist Freiheit. Wo sein Geist ist ist keine Furcht.

Ein Grund dankbar zu sein:
18 Jahre grosse Schwester sein


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