Posts

Es werden Posts vom 2018 angezeigt.

Missionarische Menschwesen und wo sie zu finden sind

Bild
"Ah." Der Mann neben mir springt wieder von seinem Sitz auf und kramt nach etwas in der Gepäckablage über unseren Köpfen. Ich beobachte ihn dabei in gut deutscher Manier neugierig. Sein Kopf ist kahl geschoren. Er trägt ein T-Shirt und eine Army-Hose. Seine Füße stecken in schweren Schuhen. Nicht gerade die Art Mann, der ich Nachts gerne begegnen möchte.  Als er sich wieder neben mich setzt fällt mein Blick auf das Büchlein das vor ihm im Netz des Sitzes klemmt. "Wo das Tram nicht hinfährt, sind wir daheim". Es fällt mir wie Schuppen von den Augen und die Diagnose ist klar. Ich habe einen Schweizer. Dass man ein Buch nicht nach seinem Äußeren beurteilen sollte, wurde mir gleich am Tag meiner Anreise wieder deutlich bewusst. Joel und ich waren ein fantastisches Flugzeugteam auch wenn wir charakterlich wohl kaum unterschiedlicher sein könnten und wir hatten bald schon fast so etwas wie eine Routine, wenn es um die Essenverteilung oder Filmauswahl gi

Mirja x Korea

Bild
Ich bin aufgeregt. Mein Herz klopft und ich trete nervös von einem Fuß auf den anderen. Lache V. an. Sie trägt, genau wie ich, einen Hanbok. Sie zeigt auf mein Kleid und die Ärmel. "Das ist ein sehr traditioneller Hanbok, wie man ihn früher getragen hat. Nicht wie die glitzernden Kleider, die man heute überall sieht. Der ist noch wirklich authentisch. Außer, dass du keine Streifen auf deinem Ärmel hast. Dieser Hanbok wäre für eine verheiratete Frau." "Ich bin also schon vergeben, wie schön." Ich sehe wie W. auf uns zu kommt. Er hat sich nicht noch umständlich umziehen müssen, sondern hat nur eine Art Cardigan aus Seide übergeworfen, den er jetzt vor seiner Brust zu bindet.  Wenige Augenblicke später deutet uns der Ansager der Zeremonie an, dass er nun anfängt und wir stellen uns alle auf. Vor uns steht ein Tisch, der gedeckt ist mit Obst und Süßigkeiten. Hinter dem Tisch steht ein Raumteiler auf dem eine Landschaft mit Bergen in vier unterschiedlichen Jahresze

Er kam, sah und schmiss die Tische um

Aus dem geheimen – erfundenen – Tagebuch eines Jüngers. Liebes Tagebuch, Jetzt ist es fast soweit. Es sind nur noch ein paar Wochen bis nach Jerusalem und Jesus macht immer noch keine Anstalten, es sich anders zu überlegen. Die anderen sagen nicht viel, aber die Anspannung ist kaum auszuhalten. Dass Johannes und Jakobus jetzt den Streit darum, wer auf der rechten Seite Jesu, sitzen darf vom Zaun brechen mussten, hat auch nicht gerade zur allgemeinen Entspannung beigetragen. Zum Glück hat Jesus das cool gelöst, auch wenn ich nicht so ganz verstanden habe, warum er seit Tagen davon spricht, dass er sein Leben für uns geben muss. Gerade Petrus wird das doch niemals zulassen, aber es ist trotzdem schön, dass wir so einem tollen Lehrer wie Jesus folgen, der solche Dinge zumindest sagt. Liebes Tagebuch, Nur noch eine Woche bis Jerusalem. Wir sind heute wieder ein gutes Stück voran gekommen, obwohl wir ja nicht gerade wenige sind, die hier gerade nach Jerusalem hinauf wandern

Thirteen Shades of S-Korea

Bild
"Ich hätte total Lust nächstes Jahr in den Winterferien nach Korea zu fliegen. Hättest du Lust mit zu kommen?" (Klein-Mirja zu Klein-Ayano, Februar 2017) Das war der glorreiche Anfang einer hoffentlich glorreichen Zeit. Ich sitze am Frankfurter Flughafen. Der Obstsalat ist verputzt, alle Kontrollen sind gut überstanden und ich habe noch eine gute Stunde bis das Flugzeit der chinesischen Airline sich in die Lüfte erhebt und mich mit sich nach Beijing nimmt, bevor ich dann nach insgesamt 18 Stunden das koreanische Festland betrete. Korea? Warum Korea? Warst du nicht in Japan? Jaaa... Schon. Tatsächlich geht meine Geschichte mit Korea aber schon viel früher los. Um genau zu sein in der ersten Klasse, wo ich zum ersten Mal mit Mädchen in der Klasse war, die aus Süd-Korea stammten und dann natürlich in der vierten Klasse, wo ich mich in meinen koreanischen Mitschüler verliebte und mein erstes koreanisches Wort lernte: 자동차 - jadongcha (Auto) Dass ich aber tatsächlich i