ドイツの事が好きだ?! (Ich liebe Deutschland)

Morgen in sieben Tagen fliege ich wieder nach Japan. Ich wache auf. Dieser Gedanke, der gerade vor meinem inneren Auge aufgeblitzt ist, hat mich aufgeweckt. Das Zimmer ist dunkel. Die Rollläden sind noch unten und ich habe keinerlei Zeitgefühl. Ich atme schwer und merke wie mich Panik überkommt. Ich drehe mich zur Seite, ziehe mir die Decke über die Schulter und versuche mich wieder zu beruhigen. Warum habe ich auf einmal solche Angst? Freue ich mich da nicht schon seit Monaten drauf? Warum tut dann mein Herz so weh?Ich merke wie sich mein Herzschlag wieder beruhigt und mein Atem langsamer geht. Aber dieses Gefühl ist immer noch da. 

Der ein oder andere weiß es bereits. Im Juli diesen Jahres habe ich mein Theologiestudium an der Evangelischen Hochschule Tabor erfolgreich abgeschlossen und seit dem 31. August bin ich nun offiziell keine Studentin mehr. Das letzte Semester war nochmal ein richtiger Marathonlauf. Die Bachelorarbeit, das Kolloquium und drei Seminararbeiten sind wahrlich nicht zu unterschätzen. Vor allem, wenn man sich nebenbei auch noch Gedanken um die eigene Zukunft machen soll. 

Mein Lieblingsjahrgang :)

"Was macht man dann eigentlich mit einem Theologiestudium?" "Willst du dann auch Pastorin werden?" Tja. Was will ich eigentlich?
 
Am vernünftigsten wäre es wohl, einen begleiteten Berufseinstieg zu machen, wie es Tabor anbietet. Dann nach zwei Jahren kann ich in irgendeiner Gemeinde als Gemeinschaftspastorin anfangen, heiraten, Kinder bekommen. Das wäre gut. 
Oder ich kann etwas ganz anderes machen. Zum Beispiel für 12 Monate nach Japan gehen und in einer Sprachschule Japanisch lernen. Dabei war ich doch nach meinem FSJ so sicher, dass es mich erstmal nicht wieder nach Japan zieht. Naja. Gott hatte offensichtlich andere Pläne.

4 Jahre nach meinem FSJ geht es wieder nach Japan. Dieses Mal für 12 und nicht für 10 Monate. Dieses Mal nach Kyoto und nicht nach Nagoya. Dieses Mal in einen japanischen und nicht in einen deutschen Haushalt. Dieses Mal um zu lernen und nicht um zu unterrichten. Dieses Mal ohne Team und Organisation. Aber auch dieses Mal nicht ohne Gott.

Löwenherz-Schwestern
Und noch etwas ist dieses Mal anders. Das letzte Mal bin ich gegangen, weil ich Deutschland nicht mehr sehen wollte. Ich hatte keine Lust mehr auf die deutsche Griesgrämigkeit, die deutsche Unpünktlichkeit :P, die komischen Blicke, die man bekommt, wenn man sagt, dass man Christ ist. Und irgendwie war ich der Überzeugung, dass ich viel besser nach Japan passen würde als nach Deutschland. Heute weiß ich, wie naiv diese Gedanken waren. Und das habe ich in Japan auch deutlich gemerkt. Ich bin Deutsche und das wird sich nicht ändern. Aber heute hasse ich mich nicht mehr dafür. Ich bin nicht stolz darauf Deutsche zu sein, denn dafür kann ich schließlich nichts, aber ich fühle mich deshalb auch nicht mehr schuldig. Ich glaube als Deutsche habe ich eine Verantwortung. Verantwortung, Frieden zu stiften. Menschen zu lieben und ins Gespräch zu bringen. Nicht Nationalstolz, sondern Liebe für die Menschen. 

Wenn ich dieses Mal nach Japan gehe, dann will ich nicht gehen, weil ich Deutschland nicht mag, sondern obwohl ich Deutschland mag. Nicht weil Japan perfekt ist, sondern weil ich die Menschen hier wie dort liebe, obwohl sie unvollkommen sind. (Denn, Überraschung, das bin ich ja auch.)
Gott hat mich herausgefordert meinen Groll aufzugeben und deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gesetzt, in der Zeit, die ich noch hier bin, so viele Freunde wie möglich nochmal zu sehen und mein Bestes zu geben, mich in dieses Land und seine Menschen zu verlieben, bevor ich gehe. 
Und heute weiß ich, dass er es geschafft hat, mein Herz zu verändern. 

Spaziergang mit meinem Großvater
Ich gehe, aber ich werde euch sehr vermissen. Auch wenn es erstmal "nur" ein Jahr ist und ich wieder komme, weiß ich jetzt schon, dass ich es vermissen werde, hier zu leben. Und dafür bin ich sehr dankbar. Denn dass ich vermisse bedeutet, dass ich liebe und geliebt bin. Und das ist unbezahlbar. 
Gott bringt mir bei zu lieben, was er liebt. Und es tröstet mich, dass ich wissen darf, dass seine Liebe für Deutschland und Japan nochmal unfassbar viel größer ist als meine. Und es tröstet mich, zu wissen, dass er schon dort ist und dass er hier bleiben wird. Egal wo ich bin. Egal wo du bist. 

Der Countdown läuft. Noch sechs Tage. Lieben lernen. 

Fortsetzung folgt...














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