"Blessed be the name of the Lord, blessed be his name." Die Sonne im Rücken fahre ich den Weg zwischen den Reisfeldern entlang. Der Wind zerzaust mir meine Haare und ich merke wie eine Gänsehaut meine nackten Beine hoch klettert.
Am Ende des Weges biege ich auf die kleine Straße ab, die an einem der vielen Kanäle entlang führt, die Inazawa durchziehen. Immer wieder erhasche ich Einblicke in die kleinen Gassen, die von der Straße zwischen die alten Häuser führen und ich wieder neu fasziniert und versucht abzubiegen um noch tiefer in dieses Märchenland einzutauchen, aber der Fixpunkt meiner Orientierung, der Elevator Tower, steht noch weiter östlich, also bleibe ich neben dem Kanal.
Eine Gruppe von Grundschülern stehen am Geländer und schauen runter auf das grüne Wasser. Als mich die Ersten bemerken gibt es einen kleinen Tumult obwohl ich noch mehr als 10 Meter von ihnen entfernt bin. Ein kleiner Junge steht auf dem Weg, die Hände an die Riemen seines Rucksacks geklammert und ruft mir dann aus voller Kehle entgegen: "BAKA GAIJIN!" (Scheiß Ausländer)
Ein paar der anderen Kinder stimmen mit ein.
Während ich auf sie zufahre schwirrt nur eine Frage in meinem Kopf herum: Soll ich sie auf Japanisch oder Englisch grüßen?
Jetzt bin ich genau neben ihnen. Ich sage nichts als die kleinen Gesichter an mir vorbei rauschen. Ich winke und lächel sie an.
Ohne nach zu denken, biege ich bei der nächsten Gelegenheit wieder ab. Hinter mir höre ich Johlen und als ich zurück blicke sehe ich wie sie hinter einem größeren Jungen in die gleiche Gasse folgen.
Zwischen die Häuser. Weg. Hinaus. Zwischen die Reisfelder. Der Wind bewegt die Reispflanzen und mir wird noch kälter als er mich mit Eisfingern streichelt.
Das letzte Wochenende war gefüllt, interessant, anstrengend, aber auf jeden Fall gesegnet.
Alles fing an mit dem wunderbaren Samstag. Ein Tag auf den ich absolut keine Lust hatte:
Früh aufstehen, bei einem seltsamen Fest mit helfen, auf eine Konferenz gehen, weil das so beschlossen wurde um irgendeinen Theologen zu hören, der anscheinend soo toll ist.
Meine Motivation war dementsprechend.
Was aus diesem Tag wurde:
Ja, ich musste früh aufstehen. (Aus Respekt zu manchen Freunden, bei denen ich weiß, dass sie wesentlich früher aufstehen, lasse ich die Uhrzeit mal beiseite ;) ).
Ja, wir mussten zu dem Fest fahren, aber was ich nicht bedacht hatte: die brasilianische Mentalität.
Das Fest der Nationen wurde organisiert von der internationalen Gemeinde in Okazaki, die
ursprünglich von Brasilianern gegründet wurde, darum ist ein Großteil der Gemeindemitglieder auch brasilianischer Herkunft. Und genau diese Wurzeln unterscheiden sich doch sehr von den japanischen.
Als wir ankommen, erwartet uns ein Stand mit so vielen Deutschlandflaggen, wie ich sie nicht mal bei der WM gesehen habe. So viele Zeichen der Staatsangehörigkeit haben mich doch ein wenig verstört. Das ganze Gebäude war erfüllt mit den unterschiedlichsten Menschen, Ständen der einzelnen Nationen, die Essen verkauften und der Musik der Worshipband die mit einer, von mir, nie gesehenen Energie portugisische Lobpreislieder spielte (eine Disko ist ein Kinderspielplatz dagegen).
Als Deutsche waren wir für die Waffelproduktion und den Verkauf von Schwarzwälderkirschtorte und Apfelstrudel verantwortlich. Übrigens im gleichen Raum wie die Band, was die Unterhaltung recht kurz hielt.
Sobald wir die Szene betreten hatten, war mein Misstrauen wie weggeblasen. Wie soll man denn auch schlechte Laune haben, wenn man den besten Unterhalter als Mitshortie dabei hat, von vielen kleinen und großen Gesichtern angestrahlt, gleich gedrückt und zum "friend" erklärt wird? ;)
Als wir uns nach exesivem Waffelnbacken verabschieden mussten, gab es viel Aufregung, alle Kameras wurden gezückt (ich wurde in keinem Kostüm so oft fotografiert wie in den unauffälligen Klamotten, die ich an dem Tag an hatte). Ein paar sehr schöne Bilder kann man auch auf facebook anschauen. Als wir gerade fahren wollten kam eine Frau hinter uns hergerannt und gab uns jedem noch Torte, Apfelstrudel und auch von anderen Ständen bekamen wir Essensgeschenke.
Gottes Segen für diese wunderbaren Menschen, die selber Segen für andere sind!
Wir kamen gerade wenige Minuten zu spät zu der L<3VE JAPAN Konferenz. Referent war John Piper zum Thema: "Gott lieben". Am Schluss seiner...Predigt (!?) hatte ich 3 Seiten mit Notizen voll geschrieben. Auch wenn man über einige seiner Aussagen diskutieren kann (was im Auto danach auch geschehen ist) so muss ich doch sagen, haben einige seiner Sätze mir auf gezeigt was bei mir so falsch läuft und mich dazu animiert etwas gegen diese Fehler zu tun.
Am Abend war noch ein Missionar aus Amerika in der Ai Hope Church, aber wir waren leider (?) von diesem Punkt befreit. Ich lernte ihn und seine Frau dann am nächsten Tag im Gottesdienst in Sobue kennen, als sie von ihrer Arbeit unter Japanern in Chicago berichteten. Sie sind selbst Japaner, die von Gott in die Mission gerufen wurden.
Solche Begegnungen machen immer wieder deutlich: Wir müssen nicht weit fahren um auf Missionsfelder zu stoßen. In Oberursel hat sich aufgrund dem großen koreanischen Bevölkerungsanteil eine koreanische Gemeinde gebildet. Wir finden Arbeit gleich neben unserer Haustür, wenn wir die Augen aufmachen.
Der Predigt konnte ich leider nicht folgen, da wir in einer Gemeinde waren, die keine Übersetzung anbietet. Aber ich habe die Zeit genutzt um zu beten.
Ich habe Gott gebeten mir zu zeigen wo seiner Meinung nach meine Aufgabe liegt.
Deutschland? Japan? Oder sogar Korea? Ganz woanders?
Die nächste Flagge die ich sehe soll mir die Richtung zeigen. ^^
Seitdem habe ich keine einzige Flagge mehr gesehen. Was soll mir das sagen?
Nach dem Gottesdienst und gemeinsamen Onigiri-Essen bekam jeder von uns eine Tüte mit Flyern und einer Karte in die Hand gedrückt. Die nächsten anderthalb Stunden zogen wir durch die verschiedenen Viertel von Sobue und spielten das Briefkastenspiel: Wer gewinnt? Der Hausbesitzer oder wir? Hat er seinen Briefkasten gut genug versteckt oder finden wir ihn doch noch? xD
Ein gemeinsames Kuchenessen schloss die Verteilaktion ab und wir machten uns auf den Weg an den "Strand" von Sobue, denn dort fand das alljährliche Sandfestival statt und wir wollten uns die
Sandstatuen anschauen, die ausgestellt wurden.
Abends war wieder GT Sports und ich durfte eine neue Bekanntshaft machen. Einer der Basketballer hatte seine Freundin mitgebracht, die etwas verloren in der Gegend herum stand. Sie spricht kaum English und ich ja kaum Japanisch, aber irgendwie haben wir es geschafft uns den ganzen Abend zu unterhalten. :D Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Im Moment schreiben wir zwar über LINE, das japanische Whatsapp, aber das kann kaum enge Freundinnen aus uns machen.
Der Montag ist ja normalerweise unser freier Tag, aber dieses Mal sollten wir am Nachmittag wieder zur LOVE JAPAN Konferenz. Der Taifun wurde für diesen Tag vorhergesagt und immer wieder kam es runter, aber nie mehr als ein Schauer. In einer Regenpause fuhren wir mit dem Auto los in Richtung Nagoya. Der Regen setzte wieder ein. Dieses Mal ein wenig stärker als zuvor. Auf Nachfrage fiel mir ein, was ich vergessen hatte: Mein Fenster stand noch offen.
Wirklich beunruhigend wurde es erst als wir an einer Ampel in Nagoya standen und unsere Handys zu klingeln begannen. Ich habe diesen Ton zum Soundtrack meiner Alpträume erklärt.
"Nagoya Evacuation Plan" stand in der Nachricht auf unseren Bildschirmen. Solche SMS bekommt man doch gerne. Der Regen war inzwischen noch dichter geworden.
Kurz neben dem Gebäude wurden wir raus gelassen und hechteten die letzten Meter bis zur Eingangstür.
Der erste Vortrag war von Michael Oh einem koreanischen in Amerika geborener Theologe, der heute als Missionar in Nagoya lebt und Mitbegründer der LOVE JAPAN Konferenz ist zum Thema "Liebe deinen Nächsten - welche Rolle spielt die Kirche in unserer Gesellschaft?"
Er führte Zahlen über die japanische Gesellschaft an, die wirklich erschreckend sind. Der Ausländerhass, besonders gegenüber Koreanern und Chinesen ist unglaublich hoch, auf allen Seiten.
Kindermissbrauch und -pornografie, sexuelle Misshandlung von Frauen und Mädchen, Mobbing, Prostitution und Inzest ein viel verschwiegenes aber großes Problem. Millionen von Kindern, die nicht adoptiert werden und in den Kinderheimen um ihr Leben kämpfen müssen. Und immer wieder die Frage: Wo ist die Kirche? Wo sind wir als Christen?
Einer der Sätze, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen: "Die größte Beleidigung, die wir hören können ist, dass die Kirche irrelevant ist!"
Der zweite Redner war D.A. Carson über "Wie wir für Gemeinde beten können". Er war an dem Tag extra von Osaka zurück nach Nagoya durch den Taifun gekommen und kam zwei Minuten vor Beginn seines Vortrags im Gebäude an. Seine Punkte sind zu kompliziert um sie hier ausführlich zu beschreiben.
Der Regen war noch stärker geworden. Wir suchten Zuflucht in einem japanischen McDonald und ich hatte die Ehre meinen ersten schwarzen Burger zu probieren (der übrigens sehr lecker war).
Allerdings sind die Portionen wirklich kleiner als in Deutschland.
Im Rückblick war dieses Wochenende zusammen gesetzt aus super Begegnungen, Gesprächen und Vortägen, jeder Menge Lachen und einem Mix aus Taifun und strahlendem Sonnenschein.
Dienstag war diese Woche unser freier Tag und ich habe ihn für einen Fahrradausflug genutzt. Auf meinem Rückweg ist mir die oben genannte Situation begegnet.
Um ehrlich zu sein: Ich habe mir die ersten Minuten danach überlegt, wie ich sie hätte beleidigen können. :D Aber ich bin froh, dass ich in dem Moment in dem ich an ihnen vorbei gefahren bin, die Kinder anlächeln konnte. Aber ich war erschrocken und musste augenblicklich an die Eltern dieser Kinder denken. Über die Kinder kommt so einiges an Tageslicht wie eine Gesellschaft tickt.
Ein Ausblick in die Zukunft: Am Samstag findet in Inazawa das Inazawa Festival statt, bei
dem die Japaner zum Shrine (in unserer Nachbarschaft) kommen. Gleichzeitig funktionieren wir die Ai Hope Church zum Waffelcafé um, um die Gelegenheit zu nutzen und auf die Ai Hope Church aufmerksam zu machen. Bitte betet dafür, dass wir eine gute Zeit haben und jede Menge Leute, vielleicht auch zum ersten Mal, eine Kirche betreten.
Jeden Tag bete ich dafür, dass Gott mir Liebe schenkt für die Menschen, die mir begegnen und dass er uns Kraft gibt, damit wir beweisen können:
Die Kirche ist nicht irrelevant! Nicht hier und auch nicht in Deutschland!
Am Ende des Weges biege ich auf die kleine Straße ab, die an einem der vielen Kanäle entlang führt, die Inazawa durchziehen. Immer wieder erhasche ich Einblicke in die kleinen Gassen, die von der Straße zwischen die alten Häuser führen und ich wieder neu fasziniert und versucht abzubiegen um noch tiefer in dieses Märchenland einzutauchen, aber der Fixpunkt meiner Orientierung, der Elevator Tower, steht noch weiter östlich, also bleibe ich neben dem Kanal.
Eine Gruppe von Grundschülern stehen am Geländer und schauen runter auf das grüne Wasser. Als mich die Ersten bemerken gibt es einen kleinen Tumult obwohl ich noch mehr als 10 Meter von ihnen entfernt bin. Ein kleiner Junge steht auf dem Weg, die Hände an die Riemen seines Rucksacks geklammert und ruft mir dann aus voller Kehle entgegen: "BAKA GAIJIN!" (Scheiß Ausländer)
Ein paar der anderen Kinder stimmen mit ein.
Während ich auf sie zufahre schwirrt nur eine Frage in meinem Kopf herum: Soll ich sie auf Japanisch oder Englisch grüßen?
Jetzt bin ich genau neben ihnen. Ich sage nichts als die kleinen Gesichter an mir vorbei rauschen. Ich winke und lächel sie an.
Ohne nach zu denken, biege ich bei der nächsten Gelegenheit wieder ab. Hinter mir höre ich Johlen und als ich zurück blicke sehe ich wie sie hinter einem größeren Jungen in die gleiche Gasse folgen.
Zwischen die Häuser. Weg. Hinaus. Zwischen die Reisfelder. Der Wind bewegt die Reispflanzen und mir wird noch kälter als er mich mit Eisfingern streichelt.
Das letzte Wochenende war gefüllt, interessant, anstrengend, aber auf jeden Fall gesegnet.
Alles fing an mit dem wunderbaren Samstag. Ein Tag auf den ich absolut keine Lust hatte:
Früh aufstehen, bei einem seltsamen Fest mit helfen, auf eine Konferenz gehen, weil das so beschlossen wurde um irgendeinen Theologen zu hören, der anscheinend soo toll ist.
Meine Motivation war dementsprechend.
Was aus diesem Tag wurde:
Ja, ich musste früh aufstehen. (Aus Respekt zu manchen Freunden, bei denen ich weiß, dass sie wesentlich früher aufstehen, lasse ich die Uhrzeit mal beiseite ;) ).
Ja, wir mussten zu dem Fest fahren, aber was ich nicht bedacht hatte: die brasilianische Mentalität.
Das Fest der Nationen wurde organisiert von der internationalen Gemeinde in Okazaki, die
ursprünglich von Brasilianern gegründet wurde, darum ist ein Großteil der Gemeindemitglieder auch brasilianischer Herkunft. Und genau diese Wurzeln unterscheiden sich doch sehr von den japanischen.
Als wir ankommen, erwartet uns ein Stand mit so vielen Deutschlandflaggen, wie ich sie nicht mal bei der WM gesehen habe. So viele Zeichen der Staatsangehörigkeit haben mich doch ein wenig verstört. Das ganze Gebäude war erfüllt mit den unterschiedlichsten Menschen, Ständen der einzelnen Nationen, die Essen verkauften und der Musik der Worshipband die mit einer, von mir, nie gesehenen Energie portugisische Lobpreislieder spielte (eine Disko ist ein Kinderspielplatz dagegen).
Als Deutsche waren wir für die Waffelproduktion und den Verkauf von Schwarzwälderkirschtorte und Apfelstrudel verantwortlich. Übrigens im gleichen Raum wie die Band, was die Unterhaltung recht kurz hielt.
Sobald wir die Szene betreten hatten, war mein Misstrauen wie weggeblasen. Wie soll man denn auch schlechte Laune haben, wenn man den besten Unterhalter als Mitshortie dabei hat, von vielen kleinen und großen Gesichtern angestrahlt, gleich gedrückt und zum "friend" erklärt wird? ;)
Als wir uns nach exesivem Waffelnbacken verabschieden mussten, gab es viel Aufregung, alle Kameras wurden gezückt (ich wurde in keinem Kostüm so oft fotografiert wie in den unauffälligen Klamotten, die ich an dem Tag an hatte). Ein paar sehr schöne Bilder kann man auch auf facebook anschauen. Als wir gerade fahren wollten kam eine Frau hinter uns hergerannt und gab uns jedem noch Torte, Apfelstrudel und auch von anderen Ständen bekamen wir Essensgeschenke.
Gottes Segen für diese wunderbaren Menschen, die selber Segen für andere sind!
Wir kamen gerade wenige Minuten zu spät zu der L<3VE JAPAN Konferenz. Referent war John Piper zum Thema: "Gott lieben". Am Schluss seiner...Predigt (!?) hatte ich 3 Seiten mit Notizen voll geschrieben. Auch wenn man über einige seiner Aussagen diskutieren kann (was im Auto danach auch geschehen ist) so muss ich doch sagen, haben einige seiner Sätze mir auf gezeigt was bei mir so falsch läuft und mich dazu animiert etwas gegen diese Fehler zu tun.
Am Abend war noch ein Missionar aus Amerika in der Ai Hope Church, aber wir waren leider (?) von diesem Punkt befreit. Ich lernte ihn und seine Frau dann am nächsten Tag im Gottesdienst in Sobue kennen, als sie von ihrer Arbeit unter Japanern in Chicago berichteten. Sie sind selbst Japaner, die von Gott in die Mission gerufen wurden.
Solche Begegnungen machen immer wieder deutlich: Wir müssen nicht weit fahren um auf Missionsfelder zu stoßen. In Oberursel hat sich aufgrund dem großen koreanischen Bevölkerungsanteil eine koreanische Gemeinde gebildet. Wir finden Arbeit gleich neben unserer Haustür, wenn wir die Augen aufmachen.
Der Predigt konnte ich leider nicht folgen, da wir in einer Gemeinde waren, die keine Übersetzung anbietet. Aber ich habe die Zeit genutzt um zu beten.
Ich habe Gott gebeten mir zu zeigen wo seiner Meinung nach meine Aufgabe liegt.
Deutschland? Japan? Oder sogar Korea? Ganz woanders?
Die nächste Flagge die ich sehe soll mir die Richtung zeigen. ^^
Seitdem habe ich keine einzige Flagge mehr gesehen. Was soll mir das sagen?
Nach dem Gottesdienst und gemeinsamen Onigiri-Essen bekam jeder von uns eine Tüte mit Flyern und einer Karte in die Hand gedrückt. Die nächsten anderthalb Stunden zogen wir durch die verschiedenen Viertel von Sobue und spielten das Briefkastenspiel: Wer gewinnt? Der Hausbesitzer oder wir? Hat er seinen Briefkasten gut genug versteckt oder finden wir ihn doch noch? xD
Ein gemeinsames Kuchenessen schloss die Verteilaktion ab und wir machten uns auf den Weg an den "Strand" von Sobue, denn dort fand das alljährliche Sandfestival statt und wir wollten uns die
Sandstatuen anschauen, die ausgestellt wurden.
Abends war wieder GT Sports und ich durfte eine neue Bekanntshaft machen. Einer der Basketballer hatte seine Freundin mitgebracht, die etwas verloren in der Gegend herum stand. Sie spricht kaum English und ich ja kaum Japanisch, aber irgendwie haben wir es geschafft uns den ganzen Abend zu unterhalten. :D Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Im Moment schreiben wir zwar über LINE, das japanische Whatsapp, aber das kann kaum enge Freundinnen aus uns machen.
Der Montag ist ja normalerweise unser freier Tag, aber dieses Mal sollten wir am Nachmittag wieder zur LOVE JAPAN Konferenz. Der Taifun wurde für diesen Tag vorhergesagt und immer wieder kam es runter, aber nie mehr als ein Schauer. In einer Regenpause fuhren wir mit dem Auto los in Richtung Nagoya. Der Regen setzte wieder ein. Dieses Mal ein wenig stärker als zuvor. Auf Nachfrage fiel mir ein, was ich vergessen hatte: Mein Fenster stand noch offen.
Wirklich beunruhigend wurde es erst als wir an einer Ampel in Nagoya standen und unsere Handys zu klingeln begannen. Ich habe diesen Ton zum Soundtrack meiner Alpträume erklärt.
"Nagoya Evacuation Plan" stand in der Nachricht auf unseren Bildschirmen. Solche SMS bekommt man doch gerne. Der Regen war inzwischen noch dichter geworden.
Kurz neben dem Gebäude wurden wir raus gelassen und hechteten die letzten Meter bis zur Eingangstür.
Der erste Vortrag war von Michael Oh einem koreanischen in Amerika geborener Theologe, der heute als Missionar in Nagoya lebt und Mitbegründer der LOVE JAPAN Konferenz ist zum Thema "Liebe deinen Nächsten - welche Rolle spielt die Kirche in unserer Gesellschaft?"
Er führte Zahlen über die japanische Gesellschaft an, die wirklich erschreckend sind. Der Ausländerhass, besonders gegenüber Koreanern und Chinesen ist unglaublich hoch, auf allen Seiten.
Kindermissbrauch und -pornografie, sexuelle Misshandlung von Frauen und Mädchen, Mobbing, Prostitution und Inzest ein viel verschwiegenes aber großes Problem. Millionen von Kindern, die nicht adoptiert werden und in den Kinderheimen um ihr Leben kämpfen müssen. Und immer wieder die Frage: Wo ist die Kirche? Wo sind wir als Christen?
Einer der Sätze, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen: "Die größte Beleidigung, die wir hören können ist, dass die Kirche irrelevant ist!"
Der zweite Redner war D.A. Carson über "Wie wir für Gemeinde beten können". Er war an dem Tag extra von Osaka zurück nach Nagoya durch den Taifun gekommen und kam zwei Minuten vor Beginn seines Vortrags im Gebäude an. Seine Punkte sind zu kompliziert um sie hier ausführlich zu beschreiben.
Der Regen war noch stärker geworden. Wir suchten Zuflucht in einem japanischen McDonald und ich hatte die Ehre meinen ersten schwarzen Burger zu probieren (der übrigens sehr lecker war).
Allerdings sind die Portionen wirklich kleiner als in Deutschland.
Im Rückblick war dieses Wochenende zusammen gesetzt aus super Begegnungen, Gesprächen und Vortägen, jeder Menge Lachen und einem Mix aus Taifun und strahlendem Sonnenschein.
Dienstag war diese Woche unser freier Tag und ich habe ihn für einen Fahrradausflug genutzt. Auf meinem Rückweg ist mir die oben genannte Situation begegnet.
Um ehrlich zu sein: Ich habe mir die ersten Minuten danach überlegt, wie ich sie hätte beleidigen können. :D Aber ich bin froh, dass ich in dem Moment in dem ich an ihnen vorbei gefahren bin, die Kinder anlächeln konnte. Aber ich war erschrocken und musste augenblicklich an die Eltern dieser Kinder denken. Über die Kinder kommt so einiges an Tageslicht wie eine Gesellschaft tickt.
Ein Ausblick in die Zukunft: Am Samstag findet in Inazawa das Inazawa Festival statt, bei
dem die Japaner zum Shrine (in unserer Nachbarschaft) kommen. Gleichzeitig funktionieren wir die Ai Hope Church zum Waffelcafé um, um die Gelegenheit zu nutzen und auf die Ai Hope Church aufmerksam zu machen. Bitte betet dafür, dass wir eine gute Zeit haben und jede Menge Leute, vielleicht auch zum ersten Mal, eine Kirche betreten.
Jeden Tag bete ich dafür, dass Gott mir Liebe schenkt für die Menschen, die mir begegnen und dass er uns Kraft gibt, damit wir beweisen können:
Die Kirche ist nicht irrelevant! Nicht hier und auch nicht in Deutschland!
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