Tag 2 - Ich hab den Spunk gefunden!

10:54 - 34º - Abrasha Park/Jaffa

Es ist überraschend still in dem grünen Park, der auf dem Hügel der alten Stadt Jaffa gelegen ist.
Unweit von dem Schattenplatz, den wir uns unter einer Tamariske gesucht haben, steht eine Kirche und gleich dahinter beginnt das Meer.
Gelegentlich fliegt ein Flugzeug über unsere Köpfe, aber der Straßenlärm von Tel Aviv ist von hier aus nicht zu hören. Die Luft ist nur erfüllt vom Gezwitscher der Vögel, dem Rauschen des Meeres und dem Dieselmotor der im Haus neben uns gerade angeschaltet wird. Aber das Brummen hat einen merkwürdig meditativen Effekt, sodass es mich eigentlich gar nicht stört.
Heute morgen um 12:10 sind wir gelandet. Der Blick auf die hell erleuchteten Straßen Israels war schon vom Flugzeug ein lohnender Anblick.
Im Flugzeug saßen wir vor einem Paar, die seit 35 Jahren in Israel wohnen und die uns zahlreiche Tipps geben konnten, die uns gleich bei den Taxis halfen, nicht übers Ohr gehauen zu werden.
Eine Stunde nach unserer Ankunft standen wir dann verschwitzt und müde, aber erleichtert in unserem Hostel, einer kleinen, aber feinen Unterkunft unweit vom Trubel von Tel Aviv.
Es ist wirklich unglaublich heiß hier. Aucb nachts. Es läuft zwar ein Ventilator,  aber eine Decke braucht man wirklich nur aus psychischen Gründen.
Heute Morgen war ich sogar früher wach als mein Vater. Allerdings vielleicht auch nicht, da er es war der meinen Wecker ausgeschaltet hat, um dann wieder schlafen zu gehen. ^^
Jeden Morgen gibt es ein kleines Frühstück für uns und nachdem wir gegessen, gepackt und uns eingecremt hatten, machten wir uns daran die Welt zu er...äh Stadt zu erkunden.
Meine Motivation hält sich leider etwas in Grenzen.  Ich glaube ich habe einen kleinen Kulturschock und fürchte ich muss erst noch "warm" werden mit dem Gedanken, dass ich jetzt noch 2 Wochen hier sein werde.

20:00 - 23º - Milk&Honey/ Jaffa

Meine Füße haben den Generalstreik ausgerufen und der Rest meines Körpers hält das für eine gute Idee,  also bleibt mir nichts anderes übrig, als bewegungslos im Bett zu liegen. (Nur meine Daumen haben Streikverbot).
Nachdem wir (zu meinem Bedauern) den tollen Park hinter uns gelassen hatten, nicht ohne eine unserer wertvollen Wasserflaschen in der Krone einer Dattelpalme zu "vergessen", führte uns unser Weg schnurstracks an der Strandpromenade von Tel Aviv entlang.
Ich kam dabei nicht umhin, festzustellen, dass auch in diesen Breitengraden die Worte "Schwimmen verboten" auf andere Ohren anders wirken als auf meine. 
Ich muss jedoch gestehen, dass mein Verständnis für die etwas eigenwillige Interpretation dieser Anweisung mehr und mehr wuchs, als nach 2 Kilometern beständigen Laufens schwimmen noch immer verboten war. Als wir dann endlich den erlaubten Bereich erreichten, handelte es sich hier um eine maximal 200 Quadratmeter große, vollkommen überfüllte Fläche.
Besonders schön fand ich ein Schild auf dem Stand: "Schwimmen verboten. Gefahr zu ertrinken. Menschen, die an dieser Stelle ertrunken sind: 1"
Ich hätte gerne neben dem Restaurant ein Schild hingestellt mit den Worten: "Essen verboten! Erstickungsgefahr! Menschen die an dieser Stelle erstickt sind: 0" 

Zum Mittagessen setzten wir uns in ein schickes Restaurant an der Promenade,  das sich besonders auf Fisch spezialisiert hatte. (Ich weiß: nicht gerade die beste location für einen Vegetarier,  aber ich bin mir sicher, dass der Fisch überglücklich war, von mir gegessen zu werden)
Das Essen war jedenfalls fantastisch, auch wenn ich leider feststellen musste: Humus muss nicht sein.
Und dann ging es zwischen die Häuser. An manchen Stellen stellen erinnert mich Israel sehr an Japan. Zum Beispiel ähneln sie sich in ihrem krassen Gegensatz zwischen arm und reich,  brandneu und verfallen. 1. und 3. Weltland zu gleich.
Auf Tel Avivs Straßen habe ich auch endlich die Antwort auf das Rätsel gefunden,  dass mich schon mein Leben lang verfolgt! (Achtung Dramatik) Was ist ein Spunk?
(Menschen, die an dieser Stelle nicht wissen wovon ich rede: schämt euch und lest alle Astrid Lindgren Bücher durch!  ;) )
Die Antwort ist Tel Aviv.
Spunk ist, laut dem Mirjanischen Wörterbuch, eine Abkürzung für: Spielerisch, ungestüm, nervig, krass.
Besser könnte ich unseren  Tag in dieser Stadt nicht zusammenfassen.
Am Schluss verkündete das GPS, dass wir 17km hinter uns gebracht hätten. Vermutlich war allerdings der Satellit so nett, uns ein paar Kilometer von seiner Strecke abzugeben. Fest steht jedoch, dass meine Füße für heute genug haben.

Fun fact: Tel Aviv besteht (zumindest gefühlt) zur Hälfte nur aus Kleiderläden. Leider aber nicht unbedingt qualitativ Hochwertige.

Wort des Tages : Spunk

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