Posts

Es werden Posts vom 2017 angezeigt.

Wahrheit oder Pflicht

Bild
Die Flasche dreht sich und mein Herz schlägt mit jeder Runde einen Tick schneller. Mit fast anstrengender Langsamkeit kommt sie zum Halt - und zeigt auf ihn. Es kommt fast wie aus der Pistole geschossen: "Pflicht!" Ich sehe nicht, wer die Worte spricht, die mein Herz beinahe zum zerspringen bringen: "Gib Mirja einen Kuss auf die Wange." Alles Blut schießt in seine Wangen und ich habe das Gefühl, von einer Ameisenkolonie infiltriert worden zu sein, als er langsam zu mir rüber rutscht und seine Lippen für den Bruchteil einer Sekunde meine Wange berühren.  - Klassenfahrt 2005 Traust du dich? Ach ja. Wahrheit oder Pflicht. Nostalgische Kindheitserinnerungen. Viele Fragen und Aufgaben, die man nie stellen kann, außer bei diesem Spiel der Peinlichkeiten. Wer liebt wen? Was ist das Peinlichste, was du je erlebt hast? Renn dreimal schreiend ums Haus. Was bei "Wahrheit oder Pflicht" gesagt wird, ist fast schon Gesetz. Drücken gibt's nicht. Und

Agents of life

Bild
Hesekiel 47,1-9 Predigt vom 29.10.17 Guten Abend! Mein Name ist Mirja Lenhard. Die meisten kennen mich vermutlich schon vom Sehen. Ich bin im vergangenen Semester hier immer mal wieder rein geschneit und hab mit ein paar von euch auch schon reden können. Ich freue mich sehr, heute Abend hier zu sein und das erste Mal für euch zu predigen. Der Predigttext, den ich mir für diese Woche ausgesucht habe, steht in Hesekiel Kapitel vier, die Verse eins bis neun. "Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels. Da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; denn die vordere Seite des Tempels lag gegen Osten. Und das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich am Altar vorbei. Und er führte mich hinaus durch das Tor im Norden und brachte mich außen herum zum äußeren Tor im Osten; und das Wasser entsprang seiner südlichen Seitenwand. Und der Mann ging heraus nach Osten und hatte eine Messschnur in der Hand, und er maß t

Wie du dir das Leben schwer machst - In 5 Schritten

Bild
"Rechts." Mehr muss er nicht sagen. Er schaut mich nicht an. Winkt nur mit der Hand und bedeutet mir rechts ran zu fahren. Er braucht keine zwei Minuten bis mir die Tränen in die Augen schießen. Krampfhaft klammere ich mich an das Lenkrad vor mir, beiße mir auf die Lippen und starre nur auf die Ampellichter, die vor meinen Augen verschwimmen. Ich nicke nur mechanisch. "Ja, es tut mir leid."  Mehr darf man in diesen Momenten nicht sagen. "Okay weiter fahren." Den Rest der Fahrt schweigen wir uns an. Ich habe Stille noch nie so sehr geliebt. Selten habe ich ein Wort so sehr gefürchtet. "Rechts" das bedeutete Ärger. Das bedeutete ich hatte einen Fehler gemacht. "Rechts" hieß jetzt durfte ich mir zwei Minuten eine gesalzene Predigt über meinen Fahrstil oder Fehler anhören. "Rechts" das bedeutete Tränen. Ich habe meinen Führerschein mit 17 gemacht und das innerhalb von 3 Monaten. Ich würde es gerne auf mein unglaubliches Fahr
Bild
Märchen Es war einmal vor nicht allzulanger Zeit in einem fernen Land. Da begab es sich, dass eine junge Bauerstochter sich auf den weiten Weg, weg von ihrer Bundesrepublik, in ein fernes Kaiserreich machte. Ihre Reise fuehrte sie durch die Wueste und die Heimat des beliebten schwarz-weissen Baeren, bis sie schliesslich ihr Ziel, das Land der aufgehenden Sonne erreichte. Zusammen mit ihrem Gefaehrten, einem Burschen aus dem Dorfe Ewersbach durchkaempfte sie den Grossstadtdjungle Nagoyas, erforschte den Tempelwald Kyotos und ging bei Meistern der alten Kuenste in Osaka zur Lehre. Ihr Weggefaehrte verliess sie jedoch nach all diesen Abenteuern um zusammen mit seinem Bruder im fernen Sueden sein Glueck zu finden. Das Maedchen indes fand Unterschlupf bei einem alten Ehepaar, das sie freundlich bei sich aufnahm und sie reichlich versorgte. (Sehr reichlich) Eines Tages machte sie sich auf die Suche nach der sagenumwobenen "Goldenen Uhr" von Nagoya... Sachbuch   I

Japaner die auf Steine starren

Bild
" Reinigen! Bitte!" Er versuchte Blackthorne mit Gesten klar zu machen, was er meinte. "Stinken! Schlecht. Wie alle Portugiesen. Baden! Dies reinliches Haus!" "Ich werde baden, wann ich will und ich stinke nicht!" Blackthorne schäumte. (...) "Baden!" Befahl Mura, entsetzt über den offen gezeigten Zorn des Barbaren - das war der Gipfel der schlechten Manieren! (...) Diese schrecklichen Ausländer, dachte er. Erstaunlich! Man wird dir Manieren beibringen. (Auszug aus "Shogun" von James Clavell - im frühen 17. Jahrhundert in Japan) Mich muss man zum Glück nicht wie Blackthorne zum Baden tragen. Ich habe die letzten zwei Abende vollkommen freiwillig die Zeit im Sento (künstliche "heiße Quelle") verbracht, aber es gibt auch heute noch unglaublich viele Dinge bei denen sich die Japaner und die Deutschen unterscheiden und zuweilen ist das Verhalten der Japaner für das westliche Auge befremdlich und belustigend. Umso spannender fin