Es gibt sone und solche...
Es gibt sone...
und solche...
und dann gibts noch janz andere...
aber ditt sind die schlimmsten.
(Die bekomm ich so schlecht auf und dann kracht es immer fürchterlich) ^^
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In der Hand hält er eine Kabeltrommel von der er nach und nach das Kabel abrollt. Schnell schiebe ich die Flyer in die Schlitze. Ich sehe eine Bewegung im Augenwinkel und trete entschuldigend zur Seite, als ich merke, dass ich ihm im Weg stehe. Wir entschuldigen uns beide und müssen grinsen. Er hebt die Abdeckung von einem Gestell, dass walzenähnliche Rollen hat und ich habe absolut keinen Plan wofür das gut sein soll.
Tatsächlich sind es so viele Briefkästen, dass die Flyer nicht ausreichen. Er räumt neben mir seine Sachen zurecht und ich tänzele verlegen nach hinten um zwei Eimer herum um ihn nicht zu stören.
Ich renne nach Hause und fahre mit dem Fahrrad in die Ai Hope Church um noch ein paar Flyer zu holen. Als ich zurück komme arbeitet er noch immer an seinem Walzenteil und ich will ihn da nicht stören, denn er steht genau vor den Briefkästen an die ich ran will. Also drehe ich erst noch eine Runde und verteile die Flyer an die restlichen Häuser bevor ich wieder nach ihm sehe. Er scheint fertig zu sein und ich trete vorsichtig zu den Briefkästen, um die letzten mit Flyern zu bestücken. Er lacht als er mich erkennt und geht zu seinem Auto. >>Nicht!!<< denke ich. Noch nie war ich so schnell beim rein schmeißen. Aber als ich nach draußen trete sehe ich, dass er nur den Kofferraum geöffnet hat. Zögernd laufe ich um das Auto herum. Er lächelt als er mich sieht. Ich blicke auf den Flyer in meiner Hand und den langen Pfeiler in seiner Hand und warte wohl eine Sekunde zu lange, denn er ist schon wieder dabei in Richtung Treppe zu laufen.
"Eto...Sumimasen!" (Ähm. Entschuldigung!)
Er dreht sich wieder zu mir um. Ich laufe die letzten Schritte auf ihn zu und halte ihm mit gesenktem Kopf und beiden Händen den Flyer hin.
"Onegai shimasu!" (Bitte sehr!/Bitte nehmen Sie!)
"Ah...Thank you!" Er lacht und nimmt das Blatt.
Ich lächle. "...Sayonara!" (Auf Wiedersehn!)
Ein zustimmendes "Mmh!"
Wer schon einmal Flyer in Briefkästen geschoben hat, (Ich habe es heute 5 Stunden lang getan) der kennt vielleicht das Gefühl, das ich oben beschrieben habe. Besonders, wenn das, was man da verteilt, einem wirklich am Herzen liegt und das tut es mir in diesem Fall wirklich.
Wir laden ein zur BBQ-Party am 27.09. in der Ai Hope Church. Es ist aber zusätzlich auch Pascals und meine "Willkommens-party". Außerdem wäre es für viele Japaner das erste Mal, dass sie eine Kirche betreten.
Ich habe den ganzen Weg in meinem Kopf Segenslieder gesungen und jedes Mal ein kleines Stoßgebet los geschickt, wenn wieder ein Zettel hinter einer Klappe verschwand. Denn...
Die Japaner bekommen unglaublich viel Werbung. Das habe ich heute mehrmals erlebt, wenn ich versucht habe in die vollkommen überfüllten Kästen noch einen Zipfel von der Kante von der Ecke eines Flyers zu zwängen und gebetet habe, dass er nicht vom Winde verweht wird. Ich kann also nur hoffen, dass sich der ein oder andere auch anschaut, was er da wieder für einen Zettelberg bekommen hat und sich unsere Einladung auch etwas genauer anschaut, anstatt sie einfach gleich weg zu schmeißen.
Mir wurde bei meinem Gang auch bewusst, wie anders und doch wie ähnlich sich die Japaner und die Deutschen in manchen Aspekten ihrer Häuserphilosophie sind.
Ganz oberflächlich gesehen. Japaner sind sehr anonym. Es gibt weder Straßennamen, noch stehen die Namen der Bewohner an der Klingel (oder überhaupt irgendwo). Bei den größeren Häusern war der Name dann doch noch außen an der Mauer angebracht, aber die große Masse der Japaner bleibt unerkannt.
Wie bereits erwähnt bauen Japaner vom Prinzip her wenig zukunftsorientiert. Dafür gibt es einfach zu viele Naturkatastrophen. In Deutschland würden solche Häuser nicht durchgehen. Plastik everywhere. Ich hatte auf manchen Treppen das Gefühl, das alles gleich zusammenbricht.
Zum anderen legen Japaner wenig Wert auf Erhaltung ihrer Häuser. Die Schreine sehr wohl, aber ich habe Häuser gesehen, alt und wunderschön, wie aus dem Touristenführer, aber so herunter gekommen und mit Müllsäcken umstellt (wahlweise liegt der Müll auch einfach so rum), dass der ganze Anblick darunter leidet. Und gleich daneben: Das komplette Gegenteil. Ein großes Haus, saubere Fassade, gepflasterter Weg. Bonsais in wunderschönen kleinen und großen Gärten. Neu und alt.
Reich neben arm. BMW3 neben dem Quietscherad. Mamor und Stein neben Plastik und Wellblech.
Und ich frage mich, wie man als Reicher direkt neben solcher Armut leben kann, ohne jeden Tag mit einem schlechten Gewissen an der Hütte des Nachbarn vorbeizufahren. In Deutschland hat man es ja ganz praktisch gelöst indem sich alle Schichten in ihren eigenen Vierteln zusammen tun und alles was drunter ist ignorieren.
Ich war als Kind ehrlich überrascht, dass es auch in Deutschland Kinder gibt, die nicht genügend Geld haben um sich die einfachsten Dinge zu leisten und teilweise sogar verhungern.
Ich war vor einem halben Jahr überrascht, dass es Erwachsene gibt, die nicht schwimmen können.
Wir haben es geschafft das Elend, dass es auch bei uns gibt, soweit von uns weg zu schieben, dass wir es vergessen können und nicht darüber nachdenken müssen, dass je mehr Geld wir anhäufen, desto weniger kann es ein anderer haben, besonders der, der es wirklich nötig hat.
Ich wurde heute sehr an meine Grenze gebracht, weil ich zu Häusern gehen musste/wollte, wo jeder normale Mensch sonst einen Bogen rum machen würde, aber in meinem Kopf war der Gedanke, dass Jesus genau zu diesen Menschen hin geht und deshalb wollte ich sie auch einladen.
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