Singularity - Leben in der Abhängigkeit [Deutsche Version]

Dezember 2019, Kyoto

Das Geräusch von etwas, das zerbricht

Ich wache auf
Das Geräusch von Fremdheit
Ich versuche meine Ohren zu zuhalten, aber ich kann nicht mehr einschlafen 

2 Jahre, Riedlingen
Angst. Ein Großteil meines Lebens war von diesem Gefühl bestimmt. Könnte man in meinen Kopf sehen, wie in dem Film "Alles steht Kopf", dann würde man vermutlich sehen können, wie diese Angst über alle anderen Gefühle herrscht. In manchen Phasen meines Lebens war mir das gar nicht so bewusst. Ich hätte dieses Chaos mit Unwohlsein beschrieben. Mit einem nicht genau wissen. Irgendwie. Ganz häufig hat sich die Angst in meiner Schulzeit dadurch gezeigt, dass ich Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder andere psychosomatische Krankheiten bekommen habe. Ich war immer ein gesundes Kind. Ich hatte nur sehr viel Angst. 
Angst davor, verlassen zu werden. Angst davor, nicht mehr geliebt zu werden, wenn ich einen Fehler mache. Abgelehnt zu werden, wenn ich mich falsch verhalte. Angst davor, dass sich meine Freunde von mir abwenden.
Ich habe diese Angst schon früher wahrgenommen, aber ich habe sie nie verstanden. Ich bin in keinem Elternhaus aufgewachsen, das von außen als problematisch wahrgenommen werden würde. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass sie mich lieben und dass sich daran nichts ändern wird. Sie haben meine Schwester und mich auch nicht unfair behandelt. Warum hatte ich trotzdem solche Angst?

Die Schmerzen in meinem Hals werden schlimmer
Ich versuche sie zu überdecken
Ich habe keine Stimme
Heute höre ich wieder dieses Geräusch 

Häufig ist nicht nur entscheidend was gesagt wird, sondern auch was nicht gesagt wird. Manche Botschaften nehmen wir auf und geben sie weiter, ohne das irgendjemand sie ausspricht. Und es stimmt nicht, dass nur die Japaner diese Sprache der Stille sprechen. Auch in Deutschland ist Auslassung ein Stilmittel und ungeschriebene Regeln ein Gesetz. Wir lernen diese Regeln in unserem sozialen Netzwerk, in unseren Familien, in der Nachbarschaft und in der Schule. Als Kinder lernen wir sehr schnell, was wir tun und lassen sollten, um geliebt zu werden. Und wir lernen auch was von uns erwartet wird, welche Rolle wir erfüllen, was wir tun sollen. Und manchmal ist die Rolle, die uns zugedacht wird, eine die wir so nicht erfüllen können. Vielleicht sogar gar nicht sollten.

Es klingelt wieder, dieses Geräusch
Wieder ein Riss in diesem gefrorenen See
Ich habe mich selber in diesen See geworfen
Ich habe meine Stimme begraben für dich

5 Jahre, Thailand
Als Kinder sind wir nicht für unsere Eltern verantwortlich. Wir sollten es nicht sein. Wo ein Kind das Gefühl bekommt, für einen Elternteil oder beide verantwortlich zu sein, da gerät etwas ins Ungleichgewicht. Wo das Kind mehr auf die Gefühle der Eltern Rücksicht nehmen muss, als es sich wahrgenommen fühlt, da wird es keine gute Beziehung zu seinen Gefühlen aufbauen können. Ich werde lernen, dass es jetzt gerade nicht wichtig ist, was ich brauche, weil das Problem meines Elternteils gerade meine Aufmerksamkeit braucht. Das Kind lernt, diese Rolle auszufüllen, sich von sich selber zu distanzieren, denn die eigenen Gefühle wahrzunehmen wird dann als hinderlich angesehen. 
Aber was wir nicht tun, das verlernen wir. Wenn wir als Kinder nicht gezeigt bekommen, dass unsere Gefühle wichtig sind, dass wir wahrgenommen, ernst genommen werden, dann werden wir unsere Gefühle selber nicht mehr als wichtig, als wertvoll ansehen. Dann werden wir sie selber nicht mehr ernst nehmen und wir werden nicht mehr darüber sprechen. Und je länger wir schweigen, desto schwerer wird es uns fallen. Desto schwerer wird es uns fallen, die Gefühle überhaupt zu fühlen. 

Über dem Wintersee habe ich mich zurückgelassen
Eine dicke Eisschicht hat sich geformt
Selbst in dem Traum, in den ich kurz geglitten bin
Dieser quälende Phantomschmerz ist immer noch derselbe

Eines der ungeschriebenen Gesetze in unserer Familie war: Wir sind nicht wütend. Wir vergeben. Zumindest war es das, was ich internalisiert habe: Wer seine Wut zeigt, verliert. Aber dieses Ideal geht leider sehr an der Wirklichkeit vorbei. Wut bricht sich Bahn, wenn andere Gefühle sich nicht wahrgenommen fühlen. Wenn Trauer nicht getröstet wird. Wenn Freude nicht gefeiert wird. Wenn Angst nicht ernst genommen wird. Wenn Bedürfnisse nicht gestillt werden, dann entsteht Wut. Jungen kommen damit  vielleicht weiter als Mädchen. Ich habe gelernt, dass ich nicht gewinne mit Wut. Ich habe gelernt, dass man sich weniger angreifbar macht, wenn man einfach still ist. Ein Beispiel dafür ist meine Zeit in der Fahrschule. Was ich in diesen Monaten erlebt habe ist ein Beispiel und eine Metapher dafür wie ich mein Leben gelebt habe. Es verging in der Regel keine Fahrstunde ohne dass ich mindestens einmal zum Weinen gebracht wurde. Sobald ich einen Fehler gemacht hatte lies mich mein Fahrlehrer rechts ranfahren, um mich dann 5 Minuten anzubrüllen, bevor wir weiter fuhren. Am Anfang habe ich noch versucht, mich zu verteidigen. Ich hatte allerdings schnell raus, dass die einzige Möglichkeit war, still zu sein und es über mich ergehen zu lassen. Und das wurde meine Strategie in den meisten Konflikten in die ich geriet. Leise sein und mich dem beugen, was mich klein halten wollte. 
Aber ganz häufig habe ich es gar nicht erst so weit kommen lassen. Ich habe als Kind häufig schon das Handtuch geschmissen, bevor irgendwas passieren konnte. Ich hatte Angst davor Fehler zu machen, wenn ich Geige übe, also habe ich nur gespielt, wenn niemand im Haus war, oder die Geige einfach liegen gelassen (Spoiler-alert: So lernt man nicht ;)). Ich habe mit dem Ballet und mit dem Reiten aufgehört, weil ich Angst vor meinen Lehrern hatte, die sich sogar noch über mich lustig gemacht haben. Ich habe mit dem Fußball-Training aufgehört, weil ich Angst hatte, für mein Team eine Behinderung zu sein. Das Problem war nicht das Training und nicht meine Motivation. Mein Problem war meine Angst zu versagen und von anderen abgelehnt zu werden. Mein Problem war, dass ich für die anderen gedacht habe. Ich wollte ihnen nicht zur Last fallen (das habe ich doch gelernt!). Ich wollte um alles in der Welt vermeiden, dass sie meine Fehler ertragen müssen, damit sie nicht schlecht über mich denken.

Habe ich mich selber verloren
Oder habe ich dich gewonnen
Ich bin zu dem See gerannt
Da habe ich mein Gesicht gesehen

Abhängigkeit ist ein Muster, eine Struktur, die sie immer wieder erleben, in der sie gefangen sind und unter der sie leiden. [...] Viel zu viele Menschen finden sich damit ab, abhängig zu sein und zu bleiben, quasi lebenslänglich. [...] Nichts ist schlimmer als vertanes Leben...

Abhängigkeit. Nicht von Drogen oder Alkohol. Abhängig von der Meinung Anderer, oder genauer: der Liebe anderer Menschen. Als Kind habe ich gelernt, dass ich dadurch punkten kann, wenn ich aufmerksam, liebevoll, hilfsbereit, zugewandt und still bin. Diese Eigenschaften an sich sind nicht schlecht, aber sie sollten nicht die Währung sein, mit der ich mir die Zustimmung und Zuneigung anderer Menschen erkaufe. Mir ging es gut, solange ich das Gefühl hatte, mit dieser Währung bezahlen zu können. Mir ging und geht es gut, wenn ich sehe, dass es anderen um mich herum gut geht. Solange man mir eine Aufgabe gab mit der ich meine Anwesenheit rechtfertigen und meinen Beitrag zum Wohl der Gruppe leisten konnte, ging es mir gut. Aber jeder Mensch geht manchmal emotional bankrott. Wir können nicht immer nur lieb und nett und aufmerksam sein. Wir können nicht immer nur geben. Aber immer wenn ich gemerkt habe, dass ich diesem Ideal nicht mehr entsprechen konnte, dass ich stattdessen auf einmal Menschen um mich herum verletzt habe, hat das in mir diese uralte Angst wiederbelebt. Was wenn sie merken, dass ich gar nicht so gut bin? Dass ich auch schlechte Gedanken habe. Dass ich auch wütend bin? Dass ich verletzt bin? Das könnten sie bestimmt nicht ertragen. Dann könnten sie mich nicht mehr ertragen.
14 Jahre
Die Pubertät wird hier zum Minenfeld. Ich hatte eine furchtbare Angst davor, dass meine Eltern mich in dieser Zeit als Last und Problemkind sehen könnten.  Wenn ich heute von Kindern höre, über die gesagt wird, dass ihre Pubertät ganz ruhig war, löst das inzwischen bei mir Alarmglocken aus. Die Pubertät ist keine Zeit in der wir ruhig sind. Das was da passiert hat mit Ordnung und Ruhe so viel zu tun wie ein Fußballspiel Dortmund gegen Bayern. Nein. Als junger Mensch mit diesem Wirrwarr an Fragen, Hormonen und Veränderungen klar zu kommen ist schwierig genug. Der Versuch in diesem Chaos ruhig zu bleiben, keine Fehler zu machen, rational (haha) zu sein, muss scheitern. Was wir in dieser Zeit hören müssen ist nicht: "Hör auf zu heulen", "Sei leise", "Stell dich nicht so an", "Hör auf mit den Türen zu knallen". Was wir hören müssen ist: "Ich weiß du hast gerade einen Sturm in dir. Aber ich bin da. Und egal was passiert: Nichts ändert meine Liebe zu dir." Wenn uns dieser Sturm verboten wird (und wie gesagt, das muss gar nicht durch gesprochene Worte passieren), wo wir ihn uns selber verbieten dann werden wir uns von unseren Eltern und ihren Erwartungen an uns nicht lösen können. Aber wenn das nicht passiert bleiben wir von ihnen abhängig und wir werden dieses Muster in unsere Beziehungen außerhalb der Familie weiter tragen. Sei es in unsere Freundschaften oder in unsere Liebesbeziehungen.

Bitte sag nichts
Ich strecke meine Hand aus, um diesen Mund zuzuhalten

Fühlen wir uns in [den Zustand einer abhängigen Persönlichkeit] ein, dann ist immer wieder ein Zustand tiefer Hoffnungslosigkeit deutlich zu spüren. [...] Was sie auch tun, nie wird es reichen. Immer haben sie das Gefühl, nicht zu genügen. Andere Menschen erscheinen unberechenbar, wenn sie nicht genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Sie finden aus ihren Ängsten nicht heraus. Sobald sich eine Aufgabe als gelöst gezeigt oder ein Problem bewältigt erscheint, ergibt sich ein neues, von der Struktur her ähnliches Problem. Die bekannten Ängste stellen sich wieder ein.
16 Jahre, Auf dem Weg nach Panama

Die Ängste, die ich als Erwachsene entwickelt habe, sind vielleicht äußerlich andere, als während meiner Kindheit, aber inhaltlich sind sie immer noch dieselben. Besonders deutlich habe ich das in den letzten Monaten zu spüren bekommen. Angst vor der Zukunft. Was soll aus mir werden? Wie soll ich Verantwortung übernehmen? Wie soll ich vernünftig arbeiten können? Selbständig? Kaum vorstellbar. Angst vor meinem Nebenjob. Ich verstehe ja kaum die Sprache, wie kann ich da die Erwartungen meines Chefs erfüllen? Wie kann ich verhindern, dass mich die anderen Mitarbeiter als Belastung empfinden? Wie kann ich den Erwartungen der Gäste gerecht werden, die hier einen schönen Abend verbringen wollen? Angst vor meinen Gasteltern und ihren Erwartungen, die ich nicht verstehe. Ich hatte sogar Angst davor, dass meine Freunde aus der Gemeinde mich eigentlich gar nicht wirklich dabei haben wollen. Dass sie nur nett zu mir sind, weil sie sich irgendwie verantwortlich für mich fühlen, aber dass ich sie eigentlich nur aufhalte, weil sie mir immer alles übersetzen müssen. 
Ich habe mein Leben gelebt. Ich bin morgens aus dem Haus gegangen. Ich bin zur Arbeit und in die Schule gegangen. Sonntags war ich in der Gemeinde. Aber innerlich war ich allein und jeder Tag war ein Tag an dem ich neu Angst hatte. Und wenn ich an die Zukunft nach diesem Jahr gedacht habe, habe ich Panik bekommen. Panik, weil ich nicht glauben konnte, dass Gott mich zu irgendwas gebrauchen kann. 

Aber schließlich wird der Frühling kommen
Das Eis wird schmelzen und davon treiben

"Danke Mirja. Wir sind dankbar, dass wir dich haben. Du hast uns echt beschenkt. Nicht nur weil du heute Pudding gemacht hast." S. lacht und ich kann mich für einen Augenblick nicht bewegen. Ich wollte gerade aufstehen, aber ich verharre in der Bewegung. Mein Gehirn kann diese Worte nicht verarbeiten. Damit habe ich nicht gerechnet. Wie genau habe ich hier irgendwas gemacht? Ich habe nichts getan, womit ich diese Worte verdient hätte. Und auf einmal wird mir klar, was ich da gerade denke. - 25. Dezember 2019, Kyoto

Am 25. Dezember haben wir mit ein paar Freunden aus der Gemeinde Weihnachten gefeiert. Es war keine große Party, nur ein paar Freunde, die zusammen sitzen, reden, essen und feiern, dass Jesus auf die Welt gekommen ist. Es war ein besonderer Abend, nicht nur weil Weihnachten war, nicht nur weil ich Süßigkeiten und Pudding aus Deutschland mitbringen konnte. ;) Es war besonders, weil ich an diesem Abend Geschichten hören durfte von diesen Menschen, die mich tief getroffen haben. Geschichten von zerbrochenen Träumen, Leben, Familien und von einem Gott, der diese Leben angerührt, berührt, geheilt, ins Leben zurück geliebt hat. Geschichten von Ängsten und von Resignation, die sich in Freude und Hoffnung gewandelt haben. Nicht durch Blitz und Donner vom Himmel, sondern durch diese Liebe, die in verwundete Herzen gefallen ist und die Mut in aller Hoffnungslosigkeit gegeben hat. 
Und am Ende dieses Abends habe ich diese Worte gehört, die ich zuerst nicht glauben konnte und die dann das Eis in mir zum Krachen gebracht haben. 


18 Jahre, Inazawa
"Mirja, glaubst du, dass Jesus dich liebt?" Meine Mentorin schaut mich fragend an. Wir sind gerade von dem Missionarstreffen zurück und sie hat offensichtlich gemerkt, dass es mir heute nicht gut geht. Aber warum stellt sie mir diese Frage? "Ja natürlich." Ich schaue sie nicht an. Stattdessen blicke ich auf meine Hände und lächle. Aber sie lächelt nicht. Sie schaut mich nur weiter an. "Wirklich?" Ich fange an meine Hände zu kneten und beiße die Zähne zusammen, aber das Lächeln will irgendwie nicht so wie ich. Scheiße, was will dieser Kloß in meinem Hals? Und als meine Augen anfangen zu kribbeln steigt dieser Gedanke in meinem Kopf auf und zum ersten Mal denke ich, was ich mich nie getraut habe: Nein. Das glaube ich nicht. Das kann ich nicht glauben. Wie? Wie könnte er mich lieben? Ich liebe mich ja selber nicht. Und als ich die Tränen nicht mehr aufhalten kann, hält sie mich fest. "Mirja, Jesus liebt dich." - Oktober 2014, Inazawa

Sag mir, ist meine Stimme nicht echt?
Hätte ich mich nicht selber wegschmeißen sollen?
Sag mir, ist dieser Schmerz nicht echt?
Was hätte ich damals tun sollen?

Ich weiß nicht, wie es dir geht, nachdem du diesen Text gelesen hast. Vielleicht geht es dir, wie es mir zuerst ging, als ich verstanden habe, was diese Erkenntnis für mein Leben bedeutet. Ich war ziemlich zerschmettert. Ich bin mit meinem Versuch, alle Erwartungen zu erfüllen, in die Irre gelaufen. Ich habe versucht es allen Recht zu machen. Meinen Eltern. Meinen Freunden. Meinen Kollegen. Bei Gott habe ich es schon gar nicht mehr versucht. Mein Leben war ein ständiges ausloten der Situation. Bin ich hier erwünscht? Sind sie zufrieden mit mir? Darf ich hier sein? Und wenn ja, wie lange noch?
Aber dieses Fragen hat mich nicht glücklich gemacht. Es hat mich in einen Zustand der ständigen Angst versetzt. Das ständige Fragen nach der Zustimmung der Anderen hat unsere Freundschaft nicht vertieft. Im Gegenteil. Es hat dafür gesorgt, dass ich einen Graben getrieben habe. Ein Graben des Misstrauens, weil ich nicht vertraut habe. Weil ich nicht glauben konnte, dass man mich akzeptieren würde, wenn ich einfach da bin. 
Wie eine Mauer der Stille, weil ich den Menschen um mich herum nicht zugetraut habe, mit meinen Gefühlen und Gedanken klar zu kommen. Weil ich mich lieber eingemauert habe, als auszusprechen was ich denke. Vielleicht habt ihr diese Mauer nie gespürt. Vielleicht habt ihr diesen Graben nie gesehen. Vielleicht schon. 
Und ich habe verstanden, dass sich dieser Graben und diese Mauer durch meine Vorsicht, durch meine Angst, durch meine Fragen nicht ebnen lassen. Ich habe verstanden, dass Angst nur größer wird, wenn ich ihr nachgebe. Und ich habe im Blick auf meine Zukunft beschlossen, dass ich mein Leben so nicht führen will.


21 Jahre, Busan

Zur Befreiung aus Abhängigkeit und Minderwertigkeitsgefühlen gehört es, alle Denksperren aufzuheben und die Dinge so sehen zu dürfen, wie sie sind. Es gilt, den emotionalen Missbrauch als ursächlich für die innere Unfreiheit zu erkennen. [...] Jetzt geht es darum, selbst das Drehbuch zu schreiben und die Regie für das eigene Leben zu übernehmen. [...]
Nur wenn Sie entschieden haben, Ihrem Leben eine entscheidende Wende zu geben, können sie die Fesseln der Vergangenheit lösen. Es kann sein, dass Sie nicht mehr alles mit sich machen lassen; es kann sein, dass Sie lernen, Ihre Bedürfnisse anzumelden; es kann sein, dass Sie erkennen, dass es nicht richtig ist, egoistische Bedürfnisse anderer zu befriedigen [...]; es kann sein, dass Sie lernen konstruktiv zu streiten; es kann sein, dass Sie nicht mehr um des lieben Friedens willen nachgeben; es kann sein, dass Sie nicht mehr wieder zu erkennen sind, weil Sie nicht mehr jedem gefallen müssen; es kann sein, dass Sie Konflikten nicht mehr ausweichen, weil Sie sie als Herausforderung betrachten; es kann sein, dass Sie ihre sozialen Kompetenzen vorantreiben; es kann sein, dass Sie eine Vision von Ihrem Leben bekommen, das einzig Ihren Vorstellungen entspricht. 

22 Jahre, Kibogaoka
Die Angst verschwindet nicht einfach. 
Während ich diesen Text schreibe klopft die Angst wieder an mein Herz. Die alten Lügen tauchen wieder auf. Ich werde auch in Zukunft in Situationen geraten in denen meine alten Muster wieder einsetzen werden und ich wieder vor die Wahl gestellt bin, ob ich meinen Mund halte, oder ob ich ehrlich werde. Ob ich versuche es allen Recht zu machen, oder ob ich darauf bestehe, dass ich genauso wertvoll bin wie alle anderen. Ob ich mich traue zu fühlen und dann zu diesen Gefühlen zu stehen. Genauso wie zu meinen Fehlern, die ich auch in Zukunft machen werde. Aber es kann sein. Es ist möglich. Und ich habe die Fährte aufgenommen. Ich habe das Licht und das Land hinter diesem Berg gesehen. Ich habe gespürt und gesehen wie sich Angstfreiheit anfühlt und ich will mehr davon. Ich will nicht mehr ohne diese Freiheit sein und jetzt wo ich weiß, dass es anders geht, will ich diese Ketten nicht mehr tragen. Ich habe den Ruf gehört. Ich habe das Ja von Jesus gehört. Und mit allem was ich habe, will ich mich in diese Liebe schmeißen. Diese Liebe, die war, bevor ich auch nur einen Atemzug getan hatte. Diese Liebe, die bleibt, durch jeden Sturm. Schönheit mag im Auge des Betrachters liegen, aber mein Wert liegt in der Hand meines Schöpfers.

Stellen Sie sich jetzt vor, dass sie unabhängig werden, dass sie etwas ändern wollen.

Lass uns kleine Schritte tun. Schritte in die Freiheit. 
                                                                                          
23 Jahre, Kyoto

Liedtext: Singularity, BTS, 2018. 
https://www.youtube.com/watch?v=p8npDG2ulKQ

Texte aus: Wege aus der Abhängigkeit. Belastende Beziehungen überwinden, Heinz-Peter Röhr; 2015. 
https://www.amazon.de/Wege-aus-Abh%C3%A4ngigkeit-Belastende-Beziehungen/dp/3843606404

P.S.  Ich kann dir nur empfehlen das Buch selber zu lesen und wenn möglich einen Therapeuten zu suchen. Wenn dich dieses Thema auch betrifft, dann bleib nicht allein damit. Du bist ein Wunder Gottes und er liebt dich. Du bist wertvoll und es ist gut, dass es dich gibt. Mach dich nicht selber fertig, sondern trau dich deine Gefühle und Gedanken anzuschauen und ehrlich mit dir selbst und mit den Menschen um dich herum zu werden. Die Freiheit wartet auf dich. :)















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