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Question - Answers II

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"Merry Christmas!" "Dozo!" "Kurisumasu Pa-tî desu!" Wieder eine Dreier-Gruppe von Mädchen schiebt sich an mir vorbei, beäugen misstrauisch den Flyer in meiner Hand und steigen schnell die Treppe hinunter zum Eingang des Bahnhofs. Ein Mädchen das hinter ihnen läuft, lächelt mich an als ich ihr den Flyer hinhalte und nimmt ihn an. Eine Minute ist wieder nichts los. Die Zeiger auf der Uhr neben dem Taxistand bewegen sich viel zu langsam. Ich hüpfe von einem Bein auf das andere um nicht an Ort und Stelle am Boden fest zu frieren. Der Alarm am Übergang geht wieder los. Bing Bing Bing Bing Bing Bing Bing Bing. Der Zug kommt. Dieses Mal aus Nagoya. Wenige Augenblicke später bin ich wieder am hin und her rennen. High School, Uni, Middle School. Männer in Anzügen und alte Frauen mit Krückstock. Jungen, Mädchen. Sie laufen an mir vorbei zu den Taxis, in den Conbini, weg. Zwei junge Männer fallen mir auf. Ich kann ihr Alter nicht wirklich einschätzen, weil der

November Video

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Question - Answer I

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Die Kälte beißt mir mit Eiszähnen in die linke Hand, in der ich die kleine Tasche mit den Flyern halte. Ich rücke die Weihnachtsmann Mütze auf meinem Kopf zurecht und laufe ein wenig schneller. Nur noch wenige Meter von mir werden gleich die Schülerinnen und Schüler der nächsten Grundschule an mir vorbeilaufen und meine Mission lautet: verteilen. Am kommenden Samstag findet nämlich in der Inazawa Church eine Kidsu Kurisumasu Pati statt. Die Gummis abgemacht, die jeweils 20 Stück zusammen halten. Ob die wohl reichen? Von dem was Doro erzählt hat, sollten die ziemlich schnell weggehen. "Konnichiwa!" Jetzt haben sie mich gesehen. Das älteste Mädchen, das den Zug anführt lächelt- mich freundlich an. Ich fasse mir ein Herz und tue einen vorsichtigen Schritt auf die ersten zu. "Dozo!" (Bitte schön). Das Mädchen vor mir schaut mich fast ängstlich an und drängt sich mit ihrer Freundin am Arm an mir vorbei. Auch die folgenden Kinder starren mich nur an. Ein kleiner Junge

I just wanna reach the light!

Ich kann nicht mal weinen. Ich bin einfach nur fertig, erledigt. Ich schaue auf die Uhr: noch 5 Minuten. Ich schaue auf den Weg der vor mir liegt und mein Magen verkrampft sich. Wie kann man nur so dumm sein? Wie kann man...so uuuuunendlich...dumm sein...? Wie...? Ich setze mich wieder in Bewegung. Die kalte Luft brennt in meiner Lunge. Ich kann nicht mehr. Immer wieder muss ich wieder normal gehen. Ich habe meine Kraft für heute restlos und unnütz aufgebraucht. Es fühlt sich alles so unwirklich an. Über den nächsten Zebrastreifen. Weiter rennen. Ein anderer Europäer mustert mich verwundert. Ich muss aber auch echt einen Anblick abgeben. Ich erinnere mich an die Worte meines Vaters: Manchmal muss man etwas Verrücktes tun. Ich hatte mich auf verrückt gefreut, aber das hier ist WAHNSINN! Ich biege nach links ab und versuche mich daran zu erinnern was der Typ mit dem iPad mir auf der Karte gezeigt hat. In dieser Straße muss es liegen. Ich renne weiter. Irgendwo hier muss es sein. Di

Oktober 十月

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Nothing that you have not given away to God will ever be really yours. - C. S. Lewis

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Ich öffne die Tür und lächle sie freundlich an. Sie lächeln zurück. Sie erinnern mich ein wenig an meine eigenen Großeltern und ich hoffe, dass sie es mir nicht zu übel nehmen, dass ich so gut wie kein Wort Japanisch verstehe. Den folgenden Dialog kann ich leider nicht komplett wiedergeben, da ich größtenteils geraten habe, was sie mir sagen wollten und mich sehr häufig dafür entschuldigen musste  da ich sie nicht verstand. Aber statt zu gehen zog die Frau ein iPad aus ihrer Tasche und öffnete eine App bei der auf der die Sätze auf der einen Seite in Japanisch und auf der anderen Seite in Englisch standen. Sie deutete auf den ersten Satz: „Sprechen Sie Englisch?“ Ich nicke. Sie wirkt zumindest ein wenig erleichtert. “ Ich besuche alle Familien in dieser Gegend.“ Ich runzle die Stirn. Hat sie auf den falschen Satz gedeutet? ALLE Familien? Der nächste Satz: “ Ich würde gerne ein paar Dinge über meinen Glauben mit ihnen Teilen.“ Holla die Waldfee, jetzt geht’s los. Meine Augen
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"Blessed be the name of the Lord, blessed be his name." Die Sonne im Rücken fahre ich den Weg zwischen den Reisfeldern entlang. Der Wind zerzaust mir meine Haare und ich merke wie eine Gänsehaut meine nackten Beine hoch klettert. Am Ende des Weges biege ich auf die kleine Straße ab, die an einem der vielen Kanäle entlang führt, die Inazawa durchziehen. Immer wieder erhasche ich Einblicke in die kleinen Gassen, die von der Straße zwischen die alten Häuser führen und ich wieder neu fasziniert und versucht abzubiegen um noch tiefer in dieses Märchenland einzutauchen, aber der Fixpunkt meiner Orientierung, der Elevator Tower, steht noch weiter östlich, also bleibe ich neben dem Kanal. Eine Gruppe von Grundschülern stehen am Geländer und schauen runter auf das grüne Wasser. Als mich die Ersten bemerken gibt es einen kleinen Tumult obwohl ich noch mehr als 10 Meter von ihnen entfernt bin. Ein kleiner Junge steht auf dem Weg, die Hände an die Riemen seines Rucksacks geklammert u

Rückblick - September

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BBQ Party

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Mein Herz schlägt mir bis zum Hals als ich das Mikrofon in die Hand nehme und darauf warte, dass es ein wenig ruhiger im Raum wird. "Konbanwa! Hajimemashite." (Guten Abend. Ich möchte mich gerne vorstellen.) "Konbanwaaaa!" schallt es zurück. "Watashi no namae wa Miriya desu. Watashi wa 18 sai desu." (Mein Name ist Mirja und ich bin 18 Jahre alt.) Ein Raunen geht durch die Reihen. Daran muss ich mich wohl gewöhnen. Ich sehe für japanische Augen eher wie 23 aus.  Ich erzähle was ich in der Ai Hope Church arbeite (Englischunterricht für einmal 2 Grundschülerinnen und zum anderen ein Ehepaar Ende 40), was meine Hobbies sind und wer meine Familie ist. Dabei schaffe ich es mich nicht selten in der Silbenreihenfolge und aneinander Reihung der Worte zu vertun. Nicht zu schweigen von den Wörtern, die ich einfach übergehe.  Aber am Ende ist glaube ich trotzdem ganz gut rüber gekommen was ich sagen wollte und ich wurde gelobt, also kann es nicht sooo schlimm

Es gibt sone und solche...

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Es gibt sone... und solche... und dann gibts noch janz andere... aber ditt sind die schlimmsten.  (Die bekomm ich so schlecht auf und dann kracht es immer fürchterlich) ^^ _________________________________________________ Ich nehme mir die letzten Flyer aus der kleinen Tasche und laufe mit klopfendem Herzen auf die Briefkästen zu, die an der Wand angebracht sind. Plötzlich höre ich Schritte. Vor mir kommt ein junger Japaner die Treppe herunter. Mein Herz rast noch schneller. Es ist das eine Flyer zu verteilen, aber den Hausbewohnern zu begegnen eine vollkommen andere. Aber er grinst mich nur an. Er hat sich seine Haare braun gefärbt. Dieses typische braun, dass nur Asiaten färben können. Ich hab es zumindest noch nie in Europa als natürliche Haarfarbe gesehen. Ich verbeuge mich entschuldigend. "Ohayou gozaimasu!" (Guten Morgen!) In der Hand hält er eine Kabeltrommel von der er nach und nach das Kabel abrollt. Schnell schiebe ich die Fly

Tag 12

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Ich trete einen Schritt vor. Die Kassiererin begrüßt mich und nickt mir zu. Ich nicke zurück und versuche höflich aus zu sehen. Sie schiebt meinen grauen Korb zurecht und fängt an, die Artikel an dem Scanner vorbei zu ziehen und in den rosa Korb vor sich zu legen. Ich warte geduldig und sehe dabei zu wie die Zahlen auf der Kasse ansteigen: 170...368...793...1390....Ich muss mich noch ein wenig daran gewöhnen, dass ein Einkauf hier gut und gerne mal 2000 Yen kostet... Ich lege ihr einen 10.000 Yen Schein in die Schale und zucke bedauernd mit den Schultern. Leider habe ich es nicht kleiner. Sie lächelt aber weiter freundlich, steckt den Schein in die Kasse. Es rattert kurz, dann hat die Kasse zu ende gerechnet und mein Wechselgeld kommt raus. Sie zählt es vor mir laut nach und überreicht es mir dann mit beiden Händen gemeinsam mit dem Kassenbon. Ich lade den rosa Korb auf meinen Wagen und laufe weiter. Einen Meter weiter stehen die "Packstationen": Tische mit Tüten-"spende