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Es werden Posts vom September, 2016 angezeigt.

Tag 18 - Israelurlaub, ein Nachruf

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Ich sitze mit dem Rücken an ein Bein des "Schattenhäuschens" gelehnt und beobachte die vielen Menschen dabei,  wie sie durch die Wellen springen,  die dann mit Getöse ans Meer rollen. Es ist unser letzter Tag und den wollen wir noch in Tel Aviv am Stand verbringen. Mein Vater ist auch schon irgendwo im Wasser verschwunden,  aber mich zieht nichts in diese nasse Masse. Im Rückblick auf unseren Urlaub hier würde ich sagen: Es ist gut, dass wir hier waren und es ist auch gut,  dass wir heute Abend wieder weg sind. Ich habe viel darüber gehört wie toll Israel und gerade Jerusalem sein soll, aber es gibt kaum einen Moment hier wo ich mich einfach wo gefühlt habe. Die Natur war toll, der Müll weniger. Dieses Land ist gespalten und statt aufeinander zu bewegt es sich nur weiter auseinander. Der Konflikt ist allgegenwärtig und gerade als Frau war es mir häufig unangenehm alleine irgendwo hin zu gehen. Nachts war da eh nicht dran zu denken. Ich will damit niemandem abraten hie

Tag 19 - Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub

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"Hello? Could you please sit one the seats?" Verschlafen reibe ich mir die Augen und blinzle in das helle Licht der Flughalle. Eine Frau in Flughafenuniform steht über mir und ich kann nur ein undeutliches "Yes" murmeln. Ich bin müde. So müde. Aber ich fühle mich schon wesentlich fitter als um kurz nach zwei als sie uns von der Wiese vor dem Flughafengebäude geschmissen haben. Papa wird auch gerade wach und fragt was los sei. "Wir müssen aufstehen. Es ist zu früh. ..äh. ..zu spät. ..jetzt kommen alle Leute..." versuche ich zu erklären, aber mein Gehirn ist auch erst noch am hochfahren und ist im Moment auch noch der einzige Muskel in meinem Körper, der sich rührt. Eine zweite Frau kommt und wiederholt die Worte, die mir schon beim ersten Mal unsympathisch waren. Ich bin müde und nicht schwerhörig! Ich stehe zwar auf, aber mehr als apathisch in die Gegend starren bekomme ich auch nicht hin. Es ist zehn nach vier. Noch vier Stunden bis unser zweites Flug

Tag 17 - Hostel sweet Hostel

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7:34 - 30º - +53m - Tel Aviv Tel Aviv hat uns wieder. Nach einem Tag voller Abschied nehmen sind wir wieder dort gelandet wo wir auch schon am Anfang unserer Reise waren. Man merkt, dass es schon wesentlich kühler geworden ist. Das letzte mal lief hier noch der Ventilator auf Hochtouren.  Heute packen wir schon wieder die Schlafsäcke aus. Weil mein Vater sich in den letzten Tagen eine Darmverstimmung eingefangen hat, wurde das für heute geplante Buddelprogramm gestrichen und stattdessen bereitete er alles für unsere Abreise vor. (Natürlich mit meiner mentalen Unterstützung). ;) Als mein Onkel und meine Tante dann von ihrem Sprachunterricht zurück kamen war es auch schon Zeit für das Abschiedsmittagessen. Dafür zeigten sie uns ein nettes Restaurant auf dem Dach eines Hauses von dem man den Blick über die Dächer der Altstadt genießen konnte. Nochmal kurz alle Sachen aus der Wohnung geholt und dann saßen wir auch schon eine Stunde später im Bus nach Tel Aviv. Da wir keinerlei Zeitdruc

Tag 16 - Im Wissenswald

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Langsam gleitet ein Beispiel alteuropäischer Kunst nach dem anderen an mir vorbei. Es ist vollkommen still und meine Schritte machen fast kein Geräusch auf dem mit Teppich ausgelegten Boden. Die Horde von Touris ten habe ich in einem anderen Raum schon verloren. Und leider zur selben Zeit auch meinen O rientierungssinn. Gesellschaft leisten mir nur die Gemälde an den Wänden und eine einsame Secur ity ,  der so langwei lig ist, dass sie sich selber die Bilder ansieht . Hier gibt es weder Fenster noch Türen . Jedes Zeitgefühl geht mir damit abhanden. In die Stille hinein klingelt mein Handy. Es war ein Tag, der im Grunde schnell zusammen gefasst werden kann. Da die letzten Tage, bzw. Nächte eher schlafgering waren habe ich die freie Zeit "genutzt", um einfach mal nichts Sinnvolles zu tun Da ich aber doch ein Gewissen habe und kein totaler Kulturbanause bin (...wobei...) dachte ich, ich höre auf den Rat der Familie und gehe ins Israel Museum. Ein riesiger Komplex mit

Tag 15 - Highway to Heaven

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Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Der Nebel ist inzwischen so dicht, dass ich keine 50 Meter weit blicken kann und auch der Weg hinter uns wird wieder von dem nassen grau verschluckt. Meine Kleider sind wieder nass, aber dieses Mal vor Schweiß und der kalte Wind der hier weht bringt mich zum frösteln. Vor uns erhebt sich im trüben Licht der auggehenden Sonne eine Ruine. Keine Menschenseele ist zu sehen, nur die Verpackungsreste auf dem Boden lassen menschliches Eindringen erahnen. Durch den Nebel dringen die verzerrten Stimmen der Moezzine an meine Ohren und ich zucke zusammen als zwei Krähen über unsere Köpfe fliegen. Welcome to Mount Tatort....äh Tabor. 07:20 - 28º - +555m - Mt. Tabor (Ort an dem Jesus in den Himmel aufgefahren ist) Die Tatsache,  dass wir zu dieser nachtschlafenden Zeit schon auf der Spitze des Berges sind ist nur unserer brillianten Idee geschuldet an diesem Morgen früher aufzustehen (5:00) und mit der Sonne den Berg hochzuklettern. Beladen mit

Tag 14 - Ein Pilger light to go bitte!

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13:00 - 33º - +2 Meter - Irgendwo im nirgendwo Das Wasser tropft mir aus den Klamotten,  die klitschnass an meinem Körper kleben. Als Erklärung für diesen Zustand mögen die Worte meines Vaters von vor zwei Tagen genügen: Oh nein. Ich hab die Badesachen vergessen. Die zwei jungen Israelis sitzen jetzt wieder am Becken und ich hab mich lieber aus dem Staub gemacht (Wasser + weißes Top + Männer = nix gut) Die zwei sind heute morgen um 4 Uhr schon los gelaufen und waren zum Sonnenaufgang auf dem Berg den wir gestern mühevoll erklommen haben. Innerhalb von 6 Tagen sind sie den Israel National Trail von Dan nach Migdal gelaufen. (Das ist weeeit!) Und sie wollen noch bis ganz in den Süden nach Eilat. Dagegen wirkt unser Wanderplan etwas lächerlich,  aber ich bin sehr zufrieden mit dem Tempo, dass wir halten und das mit so einem Krüppel wie mir. Die letzten zwei Nächte waren wirklich nicht sehr Pilger-like, eher Pilger light. Zum Frühstück waren wir in einem anderen Hotel das anscheinend

SPECIAL: Wenn du denkst, was ich denke, was du denkst...

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P.S. Der erste Schritt zum Untergang... BTS Wings #1 Begin https://youtu.be/KhChlVI14LU

Tag 13 - Dieser Weg wird kein leichter sein

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Liebes Tagebuch, Heute war ein sehr anstrengender Tag .  Zuerst musste ich schon um 8 Uhr aufste hen ! ! Mein Butler John hat zum Glück alles für die Reise bereit gemacht ,  während ich mich der Schönheitspflege gewidmet habe. Nach einem ausgiebigen Frühst ück war dann auch die Kutsche bereit und wir konnten uns auf den Weg nach Tiberias machen. Rechts die blühenden Wi esen. Links der See und so manche reife Mango fiel mir in den Schoß wenn wir durch eine O bstplantage fuhren. Das Wetter ist fantastisch, aber jetzt bin ich doch sehr erschöp ft .  Ich werde dem Kutscher sagen, er soll etwas weniger hektisch reiten. Butler John sagt, der morgige Tag wird nicht so anstren gend .  Das freut mich sehr für ihn. Der Arme muss die ganze Stre cke zu Fuß gehen. Ich würde ihn ja in der Kutsche mitfahren lassen, aber dann wäre für meine Bücher kein Platz mehr. Ich werde nun doch auch schlafen gehen. Der Tag hat mich wirklich stark gefordert . Mit freu ndlichen Grüßen oder wie man heute sa

Tag 12 - You called me out upon the waters

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Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme n icht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. - Jesaja 43,2 Wasser und Feuer. Verzweiflung, die mich ersticken wollte und Wut, die letztlich mich verbrannte. Dieser Tag hatte von beidem genug.  (Und ich jetzt auch). Heute morgen musste ich mich aus dem Bett quälen. Nach einer viel zu kurzen Nacht und dem Gedanken im Kopf, dass jetzt alles auf einmal gehen muss, weil wir sonst jegliche Chance vertun noch in Galiläa wandern zu gehen. Gehetzt zur Bahn. Gehetzt zum Bus. KAUM INTERNET! ! (Ich fürchte ich bin von den israelischen wifi-Bussen schon viel zu verwöhnt) Und dann brachte uns der Anschlussbus auch nicht bis dahin wo ich es eigentlich geplant hatte. Verzweiflung und Wut gaben sich die Klinke in die Hand. Aber dieser Spruch aus Jesaja, der heute in der Losung stand, ging mir nicht aus dem Kopf und ich glaube ich habe lange nicht mehr

Tag 11 - Von der Kunst 517 Tonnen zu transportieren

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Ich verharre still in der Dunkelheit, während das kalte W asser um meine Knöchel fließt . Obwohl sie schon weit vor mir sein müssen kann ich noch immer ihre Stimmen hören, deren Schallwellen , zwischen den Felswänden gefangen, an meine Ohren dringen. Das Licht meiner Lampe spiegelt sich im Wasser und wirft tanzende Lichtspiele an die dunklen Wände. Die Decke ist an dieser Stelle so niedr ig, dass ich mich leicht bücken muss um nicht mit dem Kopf anzusto ßen . Minuten vergehen so. Ich verliere jedes Zeitgefü hl, aber endlich herrscht Stille und ich wage wieder den Schritt. Langsam wate ich durch das Wasser und bin sehr dankbar für die Sandalen, die meine Füße ein ums an dere Mal davor bewahren, sich zu vertreten. Irgendwann lösc he ich auch das Licht der Lampe in meiner Hand . Jetzt umgibt mich die Dunkelheit völl ig ,  aber ich habe keine Angst. So oder so ähnlich sah tatsächlich eine Erfahrung aus, die ich heute machen durfte. Würde ich es kurz zusammenfassen müssen, woraus d

Tag 10 - Indiana John und das Geheimnis der alten Mauer

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(Inspired by Otto Walkes) Der Abend ist schon eingebrochen. Ein Mirja räkelt sich auf dem Sofa herum. Die Körperteile genießen die Ruhe nach einem anstrengenden Tag. Plötzlich hört man eine wütende Stimme: Füße: Ihr habt doch echt alle eine Schraube locker! Ihr wisst ganz genau, dass wir nicht so lange können, wie ihr! Warum das ganze rum gerenne?? Hände! Sagt doch auch mal was! Hände: Also uns hat heute eigentlich alles Spaß gemacht... In der Erde rumbuddeln...nur danach waren wir wirklich furchtbar dreckig.  Augen: Ach ihr Heulsusen! Ich fand es fantastisch was wir heute alles gesehen haben. Und ich habe fast eine antike Vase entdeckt!  Ohren: Jaja! Vorhin hast du dich auch darüber beschwert, dass du so viel Dreck abbekommen hast. WIR hatten wirklich nen chilligen Tag. Na gut. Der Muezzin und das Glockengeläut gleichzeitig waren schon etwas anstrengend. Und dann müssen die hier auch ständig hupen!! Zunge: Also das mit dem Staub schlucken fand ich jetzt auch nicht soo toll,

Tag 9 - Kampf in Masada

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Mit einem Krachen fuhr der gewaltige Rammbock gegen die Mauer und brachte die von der Sonne ausgetrockneten Steine zum Erbeben. Ilay biss die Zähne zusammen und spannte einen weiteren Pfeil auf die Sehne. Er kniff sein rechtes Auge zusammen um die Soldaten vor sich besser fokusieren zu können. Es durfte ihm kein Fehler unterlaufen, sonst würde sein Pfeil einen der israelischen Sklaven dort unten treffen, die von den Römern dazu gezwungen worden waren, den gigantischen Turm mit dem Rammbock, die Rampe aus Geröll und Sand hinauf zu ziehen, die die Römer erst mit ihrer Hilfe hatten errichten können. Ilay schoß. Und traf. Aber seine Freude währte nicht lange, denn schon erzitterte der Boden unter seinen Füßen unter dem zweiten Zusammenstoß des Rammbocks mit der Mauer. Die Sonne stand  schon tief am Himmel und brannte doch mit aller Gewalt auf ihre Köpfe nieder. Für Ilay gab es kein Morgen. Alles was zählte war dieser Moment und während er den nächsten Pfeil spannte betete er in seinem Hi

Tag 8 - Was ist Ein Gedi?

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K18:15 - 33º - Ein Gedi Die Sonne ist bereits hinter mir verschwunden,  aber ihre letzten Strahlen reichen noch um das jordanische Gebirge auf der anderen Seite des Toten Meeres zum Leuchten zu bringen. Das Wasser kreuselt sich und eigentlich sieht es aus wie ein ganz normales Meer, aber trotzdem ist das Tote Meer alles andre als normal. Leider werde ich wohl oder übel darauf verzichten müssen die Tragkraft dieses Gewässers selber auszutesten. Es sei denn, ich will riskieren, bei einer illegalen Aktion in ein sinkhole zu fallen. Ich denke zurück an den Tag und das kleine Stück Himmel, das wir heute entdeckt haben und das Lied kommt wieder hoch, das mir schon den ganzen Tag im Kopf rum schwirrt. Wasser des Lebens fließt wie ein Strom. ... von Gottes Thron. Es überflutet das dürre Land. ... Was ist ein Gedi? Ein Gedi. So heißt der Ort gleich am Toten Meer und zwischen Massada und Qumran. Die Bibel berichtet von diesem Ort als von der Stelle an der David sich versteckte als Saul noc