Tag 7 - An dem wir Schwester Anna kennenlernten und auf einer Gartenparty waren
Dominus flevit |
Ich habe heute meinen Rekord im Nichtstun, den ich
in Latrun aufgestellt hatte, gebrochen und es geschafft, bis ein Uhr mittags nichts Sinnvolles zu tun, außer zu duschen (Jerusalem dankt es mir).
Eigentlich war geplant gewesen, vormittags zum Tempelberg zu gehen und zu versuchen doch noch einen Blick auf das Gelände zu erhaschen, aber stattdessen lag ich mit Bauchschmerzen im Bett. Und auch der Gottesdienst in der Erlöserkirche musste ohne mich stattfinden.
Tatsächlich tat es mir aber auch wirklich gut, einfach mal nichts zu tun und einen Riegel vor die Reizüberflutung zu schieben, die hier so alltäglich und doch ziemlich anstrengend auf Dauer ist.
Am Nachtmittag war es dann auch genug mit dem Seele baumeln lassen und wir haben uns, dieses Mal auf der Westseite Jerusalems, Richtung Ölberg auf den Weg gemacht. Dabei kamen wir an ein paar weiteren, sehr interessanten Kirchen vorbei. Beispielsweise, Dominus flevit, eine römisch-katholische Kirche, die auf dem Ort erbaut worden ist, an dem Jesus über Jerusalem weinte, unweit von den Gräbern zweier alttestamentlicher Propheten.
Ein anderes Mal durften wir ausnahmsweise auf das Gelände eines griechisch-orthodoxen Frauenklosters. Dort lernten wir Schwester Anna kennen, eine Nonne, die unter anderem auch in Berlin gewohnt hat und die uns daher eine interessante Führung auf Deutsch über das Gelände geben konnte.
Es war das erste Mal, dass ich mit einer orthodoxen Christin geredet habe und wie ich gestern schon geschrieben habe, sind wir auf der einen Seite sehr unterschiedlich was unser Glaubensleben angeht, aber auf der anderen Seite konnte man spüren wie sehr sie Gott liebt und wie wichtig ihr das Gebet ist.
Sie begleitete uns sogar noch bis zu der Kapelle, die über dem Stein erbaut ist, auf dem Jesus zum letzten Mal gestanden haben soll, am Tag seiner Himmelfahrt.
Mit ein wenig Verspätung kamen wir dann doch noch zur Gartenparty des Deutschen Archäologischen Instituts, die am Mittwoch mit ihren Ausgrabungen beginnen werden und bei denen mein Vater und ich uns gerne auch beteiligen wollen. Wer weiß? Vielleicht entdecken wir ja was? (Den geheimen Schatz des Cha Seche-Mui Nub Chetsen?)
Das Essen war jedenfalls sehr lecker, die Gesellschaft gut und der Ausblick auf Jerusalem fantastisch.
Mit zwei Freunden ging es dann schon etwas früher zurück, während die anderen noch länger bleiben wollten. Eigentlich wollten wir den Bus nehmen, haben uns dann aber für einen kleinen "Verdauungs"-Spaziergang entschieden und waren sogar schneller als wenn wir mit dem Bus gefahren wären.
Die Stadt ist auch spät am Abend noch lebendig und viele sind noch auf den Beinen und in den Cafés oder beim Abendgebet an der Westmauer.
Die nächsten Tage werden wieder spannender da sehr spontan und wieder außerhalb von Jerusalem. ;)
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