Tag 11 - Von der Kunst 517 Tonnen zu transportieren

Ich verharre still in der Dunkelheit, während das kalte Wasser um meine Knöchel fließt. Obwohl sie schon weit vor mir sein müssen kann ich noch immer ihre Stimmen hören, deren Schallwellen, zwischen den Felswänden gefangen, an meine Ohren dringen.
Das Licht meiner Lampe spiegelt sich im Wasser und wirft tanzende Lichtspiele an die dunklen Wände.
Die Decke ist an dieser Stelle so niedrig, dass ich mich leicht bücken muss um nicht mit dem Kopf anzustoßen.
Minuten vergehen so. Ich verliere jedes Zeitgefühl, aber endlich herrscht Stille und ich wage wieder den Schritt. Langsam wate ich durch das Wasser und bin sehr dankbar für die Sandalen, die meine Füße ein ums andere Mal davor bewahren, sich zu vertreten.
Irgendwann lösche ich auch das Licht der Lampe in meiner Hand. Jetzt umgibt mich die Dunkelheit völlig,  aber ich habe keine Angst.
So oder so ähnlich sah tatsächlich eine Erfahrung aus, die ich heute machen durfte. Würde ich es kurz zusammenfassen müssen, woraus der heutige Tag bestand, ich würde sagen: Noch mehr alte Steine, aber das würde dem gar nicht gerecht werden was wir wirklich erlebt haben.
Mein Bett und ich haben uns auch an diesem Morgen sehr gut verstanden, weshalb wir erst um kurz nach zwölf den Weg aus der Tür fanden und uns zur nächsten Ausgrabung machten, dieses Mal aber wieder nur als Touris.
Die alte Davidsstadt. Außerhalb der heutigen Stadtmauern hat man nämlich den ursprünglichen Kern und Mittelpunkt des biblischen Israels gefunden. Dort durften wir nicht nur die vermuteten Ruinen des Davidspalastes sehen, sondern konnten durch den Hiskiatunnel laufen, durch den das Wasser bis zum Siloah Becken fließt und der wichtig für die Wasserversorgung der alten Stadt war.
Leider war das Gelände nicht so gepflegt wie man es sich im Umgang mit 3000 Jahre alten Steinen wünschen würde.
Da wir mit diesem Teil unseres Programms überraschend schnell durch waren mussten wir uns noch ein wenig die Zeit vertreiben bis wir zum nächsten Punkt voran schreiten konnten: Den Ausgrabungen an der Westmauer.  Auch wenn es mir sehr empfohlen wurde, wusste ich vorher doch nicht so recht was ich mit einer Ausstellung über die Westmauer anfangen sollte, aber was folgte war eine der besten Führungen,  die ich in meinem, zugegebenermaßen kurzen, Leben mitmachen durfte.
Der Guide, der uns durch die Gänge und Schächte führte,  war ein sympa tischer Jude, der einen Witz nach dem anderen raus haute und der uns die Bedeutung der Westmauer sowohl geschichtlich als auch religiös mit guten Beispielen näher brachte und durch den ich so viel gelernt habe wie lange nicht mehr.
FUN FACT: Einer der Steine, die zum Bau der Mauer verwendet wurden besteht aus einem Stück und hat eine Länge von gut 13, 6 Metern, Höhe von 3 Metern und Tiefe von ca 2,5 Metern. Das Gewicht dieses Kolosses beträgt vermutlich 517 Tonnen. Frage: Wie kam dieser Stein bis zur Mauer und dann noch in eine Höhe von ca. 10-15 Metern? (Und wie misst man das Gewicht, wenn der Stein in der Mauer ist?) ;)
Nach einem hart erkämpften Abendessen ging es schließlich wieder "nach hause" und das Planen der nächsten Tage begann, was mich in eine kurzzeitige Krise brachte. Sagen wirs mal so: Ich weiß kaum mehr als ihr über die Gestaltung meiner nächsten Tage.
Der Plan: Irgendwie Norden.

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